interpretation gesucht...ist mir weggelaufen...ZUM EINSCHLAF

Von den frühen Prager Gedichten über Cornet, Neue Gedichte, Sonette und Elegien bis zum lyrischen Grabspruch

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ichbins
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interpretation gesucht...ist mir weggelaufen...ZUM EINSCHLAF

Beitrag von ichbins »

ZUM EINSCHLAFEN ZU SAGEN
ich brauche dringend hilfe!
ich suche nach einer interpratation des gedichtes...meine d lehrerin will mir mein abi vesaun und hat mir mal eben so ne mail mit ner sonder aufgabe geschickt!
hat jemand ( GLIWI???) eine hlfestellung für mich?

danke und tausend bussis an alle!!!!!!!!!!!1
gliwi
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Re: interpretation gesucht...ist mir weggelaufen...ZUM EINSC

Beitrag von gliwi »

Hallo ich bins,
es gibt keine Lehrerinnen, die einem das Abi versauen wollen. Das würde ja auf sie selber zurückfallen.
Warum stellst du deine Anfrage nicht gleich richtig unter "Gedichte", sondern unter "Übersetzungen" ein? Mir hat das jetzt einige Arbeit gemacht, es zu verschieben.
Interpretationen macht hier niemand. Fange mal an, und dann stelle entweder konkrete Fragen, die sich aus deiner Arbeit ergeben, oder lege einen Entwurf vor. Dann werden schon Leute hier in die Diskussion einsteigen.
Gruß
gliwi
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. KANT
ichbins
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Re: interpretation gesucht...ist mir weggelaufen...ZUM EINSC

Beitrag von ichbins »

danke dir...

ich bin noch nicht so vertraut mit dem ganzen.
und doch,sie will mir an den karren pinkeln...
ich hab keine ahnung wo ich anfangen soll!
ich bin so am ende.lerne noch für die anderen arbeiten!
hilfe!!!!!
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lilaloufan
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Re: interpretation gesucht...ist mir weggelaufen...ZUM EINSC

Beitrag von lilaloufan »

ichbins hat geschrieben:…meine d lehrerin will mir mein abi vesaun und hat mir …
Du bist's, hallo.

Wirklich, dubists, verspiele dein Abi weder noch verkrampfe dich darauf.

Verspielen hieße, flüchtig werden sogar im Hilferuf. Verkrampfen hieße, den Abi-Erfolg – als sei er überlebens-notwendig – angst- und zugleich vorwurfsvoll einzufordern statt frei deine „Reife zu prüfen“.

Der erste, wichtige Schritt ist: Stelle du dir die Aufgabe selbst – ja: ohne der Herausforderung zu achten, die du seitens deiner Lehrerin als Zu-Mutung erleben magst. Ergreife du die Initiative, dich für das Gedicht zu interessieren, weil es dir zufliegt in diesem biografischen Augenblick.

Jadoch, ich wage es, noch deutlicher zu sprechen: Tust du das nicht, magst du vielleicht g'scheit genug sein fürs Abitur, aber verdienst das Zeugnis nicht - und: wirst es zunächst gar nicht nutzen und dein Leben damit weiterbringen können. Denn nach dem Abitur wirst du noch oft nach deinem Interesse-Willen beurteilt werden und nicht nach dem G'scheitsein, mit dem man irgendwann eh scheitert. Und in wenigen Jahren wird niemand deine Hausaufgaben erledigen wollen, denn sie können nur deine individuellen sein, in welchem Metier auch immer. Selbst wenn du ein leicht ersetzliches Rädchen in irgendeinem Getriebe werden wolltest. Du heißt doch schließlich «ichbins».

Also: Hier ist das Gedicht:
Rainer Maria Rilke hat geschrieben:
  • Ich möchte jemanden einsingen,
    bei jemandem sitzen und sein.
    Ich möchte dich wiegen und kleinsingen
    und begleiten schlafaus und schlafein.
    Ich möchte der Einzige sein im Haus,
    der wüsste: die Nacht war kalt.
    Und möchte horchen herein und hinaus
    in dich, in die Welt, in den Wald.
    Die Uhren rufen sich schlagend an,
    und man sieht der Zeit auf den Grund.
    Und unten geht noch ein fremder Mann
    und stört einen fremden Hund.
    Dahinter wird Stille. Ich habe groß
    die Augen auf dich gelegt;
    Und sie halten dich sanft und lassen dich los,
    wenn ein Ding sich im Dunkel bewegt.
Und nun los, sprich es ein paar Mal laut, lass' es auf dich wirken «vorm Einschlafen», schlaf' eine Nacht – und dann gib uns eine Probe deiner Einfälle.

Resonanz wird nicht ausbleiben: Von allein schallt keine Fanfare aus der Echowand, da musst du schon ins Horn blasen. Was dann vom Fels zurücktönt, lässt alle Zag- und Stümperhaftigkeit des Spielers vergessen.

Hörst du, wie's gut gemeint ist? {Trotz der angedrohten tausend Bussis.}

l.
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
ichbins
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Re: interpretation gesucht...ist mir weggelaufen...ZUM EINSC

Beitrag von ichbins »

in der tat so bin es ich,

nun steh ich hier ich armer thor...und bin nicht klüger als zuvor!


um zu interpretieren-so ringelnatz-
muss man (und frau) sinnieren!

jedoch fehlt mir im moment die zeit-sandkörner die ......klein wie sie nunmal sind...stück für

s
t
ü
c
k
mir durch die hände rinnen.

mit meine 20 lenzen, sehe ich mich durchaus in der lage, die mir gestellte aufgabe zu bewältigen.
doch weiß gott bin ich kein-wie wäre der korrekte ausdruck???? ALLROUNDGENIE

ein wenig aus meiner vita:
geb:1990
aufgewachsen: .....selbst der teufel würde diesen ort meiden
abitur:wer weß...

der :"ach wie rufns da die leut,der bastard von der falsche bräut..." ist nunmehr 2 jahre
und in der tat:kein vater...kein ehegelübde!

und darf ich nicht irgendwann auch mal am ende sein???
bitte...
ich brauche hilfe!!!ich kann mir dieses wundervolle gedicht immer wieder vor meinem inneren auge wiederspiegeln.dennoch erkenne ich nicht,was rilke meint!

danke

@ lilaloufan: "...."und bat das kind mit großen augen,
da schlug es man ihm auf die finger...
dies merkte sich das arme kind.
und es bat fortan nie nimmer......"
stilz
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Re: interpretation gesucht...ist mir weggelaufen...ZUM EINSC

Beitrag von stilz »

Hallo "ichbins".

Nun, so klingt es freilich anders.
Weißt Du - wenn lilaloufan mir nicht knapp zuvorgekommen wäre, hätte ich Dir gestern schon geschrieben.
Aus meinem Entwurf:
  • Wie Du ja wohl inzwischen gemerkt hast, sind wir hier ein Forum von Leuten, die sich mit Rilke beschäftigen, nicht weil sie das als "Hausaufgabe" aufbekommen haben, sondern ganz freiwillig, aus Interesse, aus Liebe zur Sache, sprich zu Rilke und seinem Werk.
    Da ist es wohl nicht verwunderlich, wenn wir nicht dabei behilflich sein wollen, Hausaufgaben zu fabrizieren nur für die Note, ohne beim Fragesteller auch nur die Spur eines Interesses an der Sache zu bemerken.
    Es ist halt nicht besonders schön, den Gegenstand des eigenen Interesses, der eigenen Liebe, von anderen als lästigen Schmutz behandelt zu sehen. Vielleicht geht es Deiner Lehrerin ja ähnlich?
    Ich an Deiner Stelle würde versuchen, dieser Lehrerin zu zeigen, daß sie sich in "ichbins" getäuscht hat.
    Das wäre doch gelacht, wenn Du nicht imstand sein solltest, dieses Gedicht zu begreifen und Dir zu überlegen, was hinter dem einleitenden "Ich möchte..." stehen könnte... wirklich, das solltest Du Dir nicht zutrauen? Das kann ich ja gar nicht glauben. Du bist's doch, "ichbins"!
Du siehst also, das hätte Dir wohl auch nicht weitergeholfen.
Und dabei hätte ich's wirklich ebenso gut gemeint wie lilaloufan.

Nun - ich kann Dir jetzt nicht auf die Schnelle eine Interpretation schreiben, es ist schon spät, und ich muß morgen (bzw heute) früh raus... aber ich werde mich spätestens morgen Abend nochmal melden (allerdings, das sage ich gleich: eine fertige Interpretation werde ich Dir auch dann nicht liefern. Schon deshalb nicht, weil meine Schulzeit lange her ist und ich keine Ahnung habe, was Deine Lehrerin sich unter einer gelungenen Interpretation vorstellt. Das weißt Du sicherlich besser als ich!). Vielleicht gibt es ja bis dahin sogar schon ein anderes "Echo".
Bis dahin:
ichbins hat geschrieben:ich hab keine ahnung wo ich anfangen soll!
Um in lilaloufans Bild zu bleiben:
Um ein Echo von dieser Felswand hervorzurufen, ist es ganz gleichgültig (oder auch: gleich gültig), wo Du anfängst. Schreib einfach <i>alles</i> auf, was Dir dazu einfällt, auch wenn es zuerst gar nicht viel ist. In eine Form kannst Du es ja nachher bringen.

Lieben Gruß, und gute Nacht!

Ingrid

P.S.: Du könntest zum Beispiel damit anfangen, warum bzw inwiefern Du dieses Gedicht "wundervoll" findest...
"Wenn wir Gott mehr lieben, als wir den Satan fürchten, ist Gott stärker in unseren Herzen. Fürchten wir aber den Satan mehr, als wir Gott lieben, dann ist der Satan stärker." (Erika Mitterer)
sedna
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Re: interpretation gesucht...ist mir weggelaufen...ZUM EINSC

Beitrag von sedna »

ichbins hat geschrieben:aufgewachsen: .....selbst der teufel würde diesen ort meiden
Kommen wir aus derselben Kleinstadt oder ist der Teufel wirklich so wählerisch ... - dann wäre ja auch Deine Seele gerettet ;)
Und Du hast eine Admin um Hilfe angerufen, die Dir prompt geantwortet hat und dann noch soviele Anregungen ... - scheinst ja ein Glückskind zu sein. Wenn Du diese Diskussion kennst

http://www.rilke.de/phpBB3/viewtopic.php?f=12&t=375

ist es dann so schwer, einen Einstieg zu finden?

sedna
die ein ausbrechendes Lied in die Unsichtbarkeit wirft!
stilz
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Re: interpretation gesucht...ist mir weggelaufen...ZUM EINSC

Beitrag von stilz »

Hallo ichbins.

Also, da zeigt es sich schon: es kann keine allgemeingültige "Wahrheit" geben, wie ein Gedicht zu interpretieren ist; das fängt offenbar schon bei der "Form" an.
In dem von sedna verlinkten thread heißt es:

"Auffällig: nur der erste Reim ist zweisilbig ...
die Senkungen sind unterschiedlich, mal eine silbe, mal 2, im ersten Vers mal keine (ein- sing, beide betont)."


Hier widerspreche ich: der erste Reim ist meiner Meinung nach nicht zwei-, sondern dreisilbig: "einsingen - klein singen". Und es ist nicht nur gereimt, sondern sogar ganz gleichlautend (ich bin sicher, dafür gibt es einen Fachausdruck, den weiß ich aber leider nicht).
Und ich finde auch nicht, daß dieser Reim zwei betonte Silben hat, ich sage nicht EIN-SING- en, sondern ich sage EIN-singen, ebenso wie KLEIN singen. Ich lese diesen Reim als Daktylus.
(Wie liest Du es? Probiers einfach mal, wenns geht, laut...)


Und damit würde ich auch meine Interpretation beginnen (das soll nicht heißen, daß Du es auch so machen sollst. Es wirkt vielleicht auf manche etwas weit hergeholt... ):

Daktylos. Das ist ein altgriechisches Wort. Es bedeutet "Finger".
Der Versfuß, der so (bzw mit der latinisierten Form "Daktylus") bezeichnet wird, zieht sich durch das ganze Gedicht, selbst wenn es natürlich nicht ausschließlich Daktylen sind.
Ein Daktylus hat zuerst eine Hebung, dann zwei Senkungen - das "Senken" dauert hier also doppelt so lang wie das "Heben".

Sehen wir uns den ersten Reim genauer an: "ein-singen" - ein weiches, kurzes Heben und danach ein langes, sanftes Senken (der Laut "ng" ist einer der sanftesten Übergänge von einem Vokal zum anderen, die im Deutschen möglich sind)...
Wann hebe ich meine Hand kurz und senke sie dann in sanfter Bewegung?
Richtig. Wenn ich jemanden streichle.

Für mich geht es in diesem Gedicht um Zärtlichkeit, um Hingabe (wie schön, diese beiden Worte sind auch Daktylen... :wink: aber das nur am Rande.).
Das "Ich" hat offenbar ("Ich möchte...") den Wunsch, "jemanden" (schon wieder ein Daktylus :wink:) zu behüten, bei ihm oder ihr zu sitzen und zu sein... und schon in der zweiten Zeile wird aus dem unbestimmten "jemanden" ein konkretes "Dich".


So. Dabei laß ichs erstmal, denn ich muß gleich wieder los...

Und ich gebe Dir den dringenden Rat, nichts zu schreiben, was Du nicht auch aus Eigenem nachvollziehen kannst - denn sonst würdest Du erstens diese Andeutungen anhand des Textes nicht weiterentwickeln können, sondern bei ihnen steckenbleiben, und zweitens würdest Du auch nicht begründen können, wie Du auf das kommst, was Du schreibst.

Übrigens könntest Du auch noch hier hineinschauen, auch wenn es in Deinem Fall nicht um eine Übersetzung geht; allerdings bedeutet "interpretari" ursprünglich genau das: übersetzen - und man kann ja auch erst dann etwas ordentlich übersetzen, was man gut verstanden hat...

Herzlichen Gruß, und alles Gute!

Ingrid
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ichbins
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Re: interpretation gesucht...ist mir weggelaufen...ZUM EINSC

Beitrag von ichbins »

ihr lieben,

vor allem ingrid,

ich bedanke mich für die geduld und auch das einsehen,welches ihr mit mir habt.
das leben beschreitet manchmal ungeahnte wege...
das meinige erscheint mir etwas holprig im moment...umso mehr danke ich euch, dass ihr ihn mir ein wenig geebnet habt!
DANKE!
ich wollte mir nicht auf dem einfachsten wege mir eine gute note erschleichen.ich bin nur im moment...in der tat...ein wenig ausgepowert.die,die von euch alleinerziehend und gerade 20 geworden sind und ohne mama und papa dastehen können meinen hilfe ruf vielleicht verstehen.deswegen galt auch die entscheidung über dieses portal nach hilfe zu suchen nur dem ziele,einen ansatz zu finden!denn ich konnte ihn bis jetzt nicht erkennen,und sah nur die schikane meiner lehrerin.("wissen sie-sie werden das abi doch sowiso nicht packen.warum nehmen sie nicht gleich hartz 4 in anspruch und belassen es dabei?")

die gedanken rasen durch zeit und raum...selbst herr möbius erscheint mir als ein klareres verständniß von dem hier und jetzt zu haben als ich....

dann werde ich mal wieder in die erdumlaufbahn hinab sinken und hoffe in der atmosphäre nicht zu verglühen.aber vielleicht verbrenne ich mir ja auch nur die finger.

danke für eure geduld
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lilaloufan
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Beitrag von lilaloufan »

Hallo dubist’s,

mein gutgemeintes Wort scheinst du leider ähnlich aufgefasst zu haben wie du wohl dein Leben überhaupt aufzufassen neigst: als Härte.

Schade, dass wir über deine Befindlichkeit und Klage mehr erfahren als über deine Gedanken, mehr über deine Lebenssituation und -geschichte als über deinen Versuch, dich auf das Gedicht einzulassen.

Immerhin:
ichbins hat geschrieben:ich kann mir dieses wundervolle gedicht immer wieder vor meinem inneren auge wiederspiegeln.dennoch erkenne ich nicht,was rilke meint!
Nun, abgesehen vom Klemping {das mich durchaus irritiert} lese ich das als Einladung, nun mitzuwirken.
stilz hat geschrieben:Für mich geht es in diesem Gedicht um Zärtlichkeit, um Hingabe
schon in der zweiten Zeile wird aus dem unbestimmten "jemanden" ein konkretes "Dich".
Ja, das scheint mir gewissermaßen die Vorderseite dieses Liebe-Gedichts zu sein. Und du @stilz belegst diese Auffassung überzeugend am Rhythmus, am Versmaß, wie an der Wort-Wahl, am Bild. Gewiss, das Gedicht sagt, was es sagt – man braucht und sollte nicht „dahinter“ auf die Suche gehen. Erst recht nicht etwas „hineinlegen“.

Und dennoch, mir scheint, da gibt es noch ein weiteres:

Man kann – wie gewohnt – aufs Endreimschema sehen, aber viel ohrenfälliger hier scheinen mir die drei Anaphern auf «Ich» in Zeilen 1, 3, 5 zu sein und darauf die drei Anaphern auf «Und» in Zeilen 7, 11, 15.
  • *Ich möchte
    (s)
    *Ich möchte
    (t)
    *Ich möchte
    (u)
    *Und möchte
    (v)
    [’A]
    (w = „und”)
    *Und
    (x = „und“)
    [’B]
    (y)
    *Und
    (z)
Von woher kenne ich solch einen Aufbau? Von kultischem und von mantrischem Wort.

{Im weitesten Abstand von der Ostern-Michaeli-Achse des Jahreslaufs, nämlich Anfang Januar und Ende Juni, spricht der Seelenkalender:
  • „Und bin ich in den …“
und auch hier ist das «Und» nicht dem Rhythmus oder gar der dichtenden Verlegenheit geschuldet.}

Lese ich dieses Einschlafschwellen-Gedicht unter diesem Blickwinkel, dann erwächst in mir eine Frage: die Frage nach der Zauberhaftigkeit, der Magie dieses Gedichts, das doch nirgends Attribute einer Geliebten preist, sondern vielmehr zugleich mit seinen Daktylen «streichelt», wie es mich erleben lässt, berührt zu werden wie von einem (קֹול דְּמָמָה דַקָּה׃) leisen sanften Säuseln.

Das erste «Ich möchte»: Sitzen, Sein – das zeichnet unsere physische Existenz aus, unsere stoffliche Leiblichkeit, zugleich unser Instrument-Sein für den Geist.

Das zweite «Ich möchte»: Wiegen, Begleiten, dem Atem Stimme leihen – das sind Anzeichen unseres im Rhythmus-Lebens, schlafein, schlafaus.

Das dritte «Ich möchte»: warm ein Du vor Kälte Hüten – hier kommt unser In-Beziehung-Sein ins Spiel, das ja immer auf Seelisches weist. Und zugleich tritt das «Ich» in sein ureigenes Feld: das des Bewusstseins, des Um-Etwas-Wissens, ganz individuell.

Nun ist der Ganze Mensch da, sein Körperliches, seine Vitalität, der seelische und der ideelle Mensch.

Und von dort aus kann nun erlauscht, erkundet werden: der Umkreis, das Du, die sinnliche Welt, der begriffliche Zusammenhang der Erscheinungen. Die Dinge in der Zeit. Die Vorgänge und Beziehungen in der Sozialität, in der Fremde.

Der Mensch ist aber nicht nur wo er bittet «kind mit großen augen», sondern die Augen weiten sich beim ernsten Staunen, mit dem alle Begegnung mit dem geistig Wesenhaften in Stille beginnen muss.

Und da erst kann die Achtsamkeit des Haltens & Loslassens, der intransitiven Liebe, beginnen.

Solche Liebe durchdringt alles Dunkel, lässt alles Bedrohliche weichen.

– – –

Verzeiht’s, dieser Beitrag wird dem einen oder anderen erscheinen, als entferne er sich von dem Gedicht. Oder von der Sprache, die sonst hier (auch von mir) gesprochen wird. Alles was ich sagen will ist, dass für mich dies alles in dem Gedicht mitschwingt, stärker vielleicht als es von Rilke intendiert war. Also, ich will an keiner Stelle sagen: „Rilke meinte…“

Gruß, heute aus einer Art Einkehr geschrieben.
Christoph
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
ichbins
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Re: interpretation gesucht...ist mir weggelaufen...ZUM EINSC

Beitrag von ichbins »

neigen...neigen...

wohlge wollte worte,die hier schwarz auf weiß lesbar sind.
die härte meines lebens?kurze lenze...harte jahre!


und

so sitze ich am bette meines sohnes

und so denke ich:

ich möchte jemanden einsingen,
bei jemandem sitzen und sein.
Ich möchte dich wiegen und kleinsingen
und begleiten schlafaus und schlafein.
Ich möchte der Einzige sein im Haus,
der wüsste: die Nacht war kalt.
Und möchte horchen herein und hinaus
in dich, in die Welt, in den Wald.
Die Uhren rufen sich schlagend an,
und man sieht der Zeit auf den Grund.
Und unten geht noch ein fremder Mann
und stört einen fremden Hund.
Dahinter wird Stille. Ich habe groß
die Augen auf dich gelegt;
und sie halten dich sanft und lassen dich los,
wenn ein Ding sich im Dunkel bewegt.

"ich möcht der einzige sein im haus-der wüsste:die nacht war kalt"
wie einsam muß die seele am bette des kindes gewesen sein
wie sehr hat sie sich gewünscht,eingehüllt in den warmen deckchen dahinzuschlummern
"die uhren rufen sich schlagend an..."
die zeit vergeht und mann kann sie werder mit händen fassen,noch halten!
"und da unten geht noch ein fremder mann..."
mein leid sitzt hier und die welt dreht sich doch unaufhaltsam weiter...
"und sie halten dich sanft..."
einen schöneren anblick gab es niemals zuvor
"wenn ein ding sich im dunkel bewegt"
und werden immer-von nun an bis in alle ewigkeit auf dich acht geben,vor dem,was verborgen ist,und dir leid zufügen könnte.............

JA:ICH MÖCHTE BEI JEMANDEM SITZEN UND SEIN
stilz
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Re: interpretation gesucht...ist mir weggelaufen...ZUM EINSC

Beitrag von stilz »

Lieber Christoph,

ich danke Dir sehr für alles, was Du zu diesem Gedicht geschrieben hast.
Und sende Dir einen ganz herzlichen Gruß und viele Gedanken in Deine "Einkehr"...


Und liebe ichbins und dubists,

wie schön, daß Du wieder da bist.
Ich hatte Dir nach Deinem letzten posting eine Private Nachricht geschickt, die Du Dir, wie ich sehe, noch nicht abgeholt hast - ich vermute daher (leider jetzt erst), Du weißt wohl nicht, wie das geht. Rechts oben auf der Seite auf "Persönlicher Bereich" klicken, dann kommst Du (wenn Du angemeldet bist), zu einer Seite, auf der Du dann auf "Private Nachrichten" gehen kannst und im "Posteingang" meine PN finden müßtest.

Auch wenn es vielleicht seltsam klingt: Ich freue mich wirklich über alles, was Du sagst. Danke.

Lieben Gruß,

Ingrid
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