..., die eine, die Ägyptens Himmel (Nacht?) trägt

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Johann B.

..., die eine, die Ägyptens Himmel (Nacht?) trägt

Beitrag von Johann B. »

Hallo,

weiß jemand, ob dieses Zitat von R.M. Rilke ist und wo kann ich es finden? Es soll sich auf die letzte Säule in der Säulenhalle des Taharka im Tempels von Karnak beziehen.

Liebe Grüße
Hans
gliwi
Beiträge: 941
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Wohnort: Ba-Wü

Beitrag von gliwi »

Hallo,
es lohnt sich oft, solche Zitate bei google einzugeben. Von Rilke ist es auf jeden Fall, wenn du es (mit Himmel) bei google eingibst, findest du über ein gewisses Taucher.net ein Foto und eine genaue Ortsangabe, nicht aber, wo der Vers bei Rilke steht. Da es wohl nicht der Anfang eines Gedichts ist, kann dir nur eineR, der/die es zufällig kennt, oder jemand mit einer Konkordanz weiterhelfen.
Gruß
gliwi
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. KANT
sedna
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Registriert: 3. Mai 2010, 14:15
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Re: ..., die eine, die Ägyptens Himmel (Nacht?) trägt

Beitrag von sedna »

Da sind irgendwie zwei Zitate zusammen genommen, aus folgenden zwei Gedichten (fettgedruckte Hervorhebungen von mir).

1. Aus dem Nachlaß des Grafen C.W. (Erste Reihe), Ende November 1920, hier nur der Anfang des Gedichts:

VII

In Karnak wars. Wir waren hingeritten
Hélène und ich, nach eiligem dîner.
Der Dragoman hielt an: die Sphinxallee —,
ah! Der Pilon: nie war ich so inmitten

mondener Welt! (Ists möglich, du vermehrst
dich in mir, Großheit, damals schon zuviel!)
Ist Reisen — Suchen? Nun, dies war ein Ziel.
Der Wächter an dem Eingang gab uns erst

Des Maßes Schreck. Wie stand er niedrig neben
dem unaufhörlichen Sich-überheben
des Tors. Und jetzt, für unser ganzes Leben,
die Säule —: jene! War es nicht genug?

Zerstörung gab ihr recht: dem höchsten Dache
war sie zu hoch. Sie überstand und trug
Ägyptens Nacht
.
[...]


2. Sonette an Orpheus, zweiter Teil, Februar 1922:

XXII

O trotz Schicksal: die herrlichen Überflüsse
unseres Daseins, in Parken übergeschäumt, —
oder als steinerne Männer neben die Schlüsse
hoher Portale, unter Balkone gebäumt!

O die eherne Glocke, die ihre Keule
täglich wider den stumpfen Alltag hebt.
Oder die eine, in Karnak, die Säule, die Säule,
die fast ewige Tempel überlebt
.

Heute stürzen die Überschüsse, dieselben,
nur noch als Eile vorbei, aus dem wagrechten gelben
Tag in die blendend mit Licht übertriebene Nacht.

Aber das Rasen zergeht und läßt keine Spuren.
Kurven des Flugs durch die Luft und die, die sie fuhren,
keine vielleicht ist umsonst. Doch nur wie gedacht.

sedna
die ein ausbrechendes Lied in die Unsichtbarkeit wirft!
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