herbsttag

Von den frühen Prager Gedichten über Cornet, Neue Gedichte, Sonette und Elegien bis zum lyrischen Grabspruch

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schüler

herbsttag

Beitrag von schüler »

wer hat manchmal eine gedichtinterpretation zu :arrow: herbsttag von rilke? :( wenn mir jemand den inhalt erklären kann dass i ihn verstehe reicht es auch schon!vielen dank im vorraus!

mfg schüler des gsg
sedna
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Re: herbsttag

Beitrag von sedna »

Manchmal war es Wolfgang Hildesheimer; darüber gibt's "Mitteilungen an Max über den Stand der Dinge und anderes" – aus seiner anderen Hälfte des Lebens:

Der Sommer war nicht eben groß, aber groß genug, ich beklage mich nicht. Ein Sommer sollte ja auch nicht z u groß sein, aber ich weiß: manchem kann er nicht groß genug sein. Der Apfel fiel nicht weit vom Stamm, das hat die Ernte um Wesentliches erleichtert. Aber auf den Fluren hat jemand die Winde losgelassen, was ich als Rücksichtslosigkeit, wenn nicht gar als Beleidigung empfunden habe; jedenfalls zeugt es von schlechten Manieren – von Kinderstube will ich nicht reden, es ist zu schmerzlich. Jemand hat auch den letzten Früchten befohlen, voll zu sein, und ihnen noch zwei südlichere Tage gegeben, die zwar unerträglich waren, dafür ist der Obstkeller jetzt gefüllt. Aber irgendeiner – ich weiß nicht, ob es derselbe war – hat auch die letzte Süße in den schweren Wein gejagt. Ich habe den Kerl nicht zu fassen gekriegt, wahrscheinlich hat er nachts gejagt. Und nun muß ich mich, so wohl als übel, auf einen schweren süßen Jahrgang vorbereiten – aber sei's drum: die Jahrgänge werden ohnehin nicht leichter, dafür werden die Zeitläufte auch immer weniger süß. Ist Dir das auch schon aufgefallen? Kannst Du Dich etwa auch nur an einen einzigen süßen Zeitlauft erinnern?
Immerhin habe ich ein Haus gebaut. Es ist noch nicht trocken. Noch stehen die Mauern einigermaßen sprachlos und kalt, während vor den dreifach verglasten Fenstern der Schnee auf Einsilbiges wie Au und Flur, Hain und Pfad, Busch und Strauch, Bach und Teich etc. sowie auf Zweisilbiges wie etwa Buschwerk und Tannicht, Strauchwerk und Buchicht, Pfütze, Tümpel, Weiher herabrieselt

Freilich, wo ich jetzt die Blumen und wo den Sonnenschein nehme und wo den Schatten der Erde, weiß ich nicht. Vor allem das letztere wird nicht ganz einfach sein, ist ja auch im Sommer nur unter großem Aufwand zu bewältigen, denn Schatten widersetzt sich bekanntlich dem Einfangen und der Verpflanzung ganz und gar; wäre es nicht so, würden mich Schatten umgeben. Die Blumen beziehe ich, sollte ich sie wirklich brauchen, aus dem Treibhaus, und der Sonnenschein kann mir, wenn ich es mir recht überlege, was ich soeben tue, gestohlen bleiben, oder vielmehr: er könnte es, wenn er mir jemals gestohlen worden wäre, was nicht der Fall ist. Ich habe nie welchen besessen

... als erstes aber das Lachen
die ein ausbrechendes Lied in die Unsichtbarkeit wirft!
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