Einflüsse auf "der Panther" und "das Karussel

Von den frühen Prager Gedichten über Cornet, Neue Gedichte, Sonette und Elegien bis zum lyrischen Grabspruch

Moderatoren: Thilo, stilz

Antworten
Gast

Einflüsse auf "der Panther" und "das Karussel

Beitrag von Gast »

Hi.

Könnte mir hier irgendjemand mal weiterhelfen?
Wisst ihr zufälligerweise was für Einflüsse auf Rilkes Gedicht der Panther und das Karussel gewirkt haben?
(Einflüsse aus der Gesellschaft oder aus Rilkes Leben)
Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht so recht in welche Epoche ich ihn einordnen soll.Laut meiner Lehrerin gehört er zum Impressionismus.Ich habe aber auch schon viel gefunden,wo er in andere Epochen eingeordnet wurde.

Wäre sehr dankbar über jede Hilfe!
Gast

Beitrag von Gast »

die beiden gedichte hat rilke in paris geschrieben, den "panther" inspiriert vom jardin des plantes und das "karussel" inspiriert vom jardin du luxembourg.
lacrima
Beiträge: 33
Registriert: 2. Okt 2005, 16:14
Wohnort: Meißen

Beitrag von lacrima »

verzeihung, mir ist ein fehler beim login unterlaufen, der letzte beitrag stammt von mir.
Weißt du's noch nicht? Wirf aus den Armen die Leere
zu den Räumen hinzu, die wir atmen; vielleicht daß die Vögel
die erweiterte Luft fühlen mit innigerm Flug.
gliwi
Beiträge: 941
Registriert: 11. Nov 2002, 23:33
Wohnort: Ba-Wü

Beitrag von gliwi »

Einflüsse? Ach herrjeh, wir sind doch nicht seine Therapeuten! Auch wenn es gegen meine eigene Zunft geht, muss ich jetzt mal sagen: Was diese LehrerInnen immer alles wissen wollen! Warum begnügen sie sich nicht mit dem Untertitel und lassen mal so stehen, dass Rilke mit seinen wachen Sinnen und sensiblen Antennen durch den Jardin des Plantes und durch den Jardin du Luxembourg in Paris geangen ist, dort sich gut umgesehen und umgehört hat und dann mit seiner gut entwickelten Meisterschaft einiges von dem Gesehenen in Gedichte umgesetzt hat? Beides sind übrigens sg. "Dinggedichte", dazu findest du einiges im Lexikon oder im Netz.
Genauso mit der Epoche: ich finde es immer ärgerlich, wenn Rilke unbedingt in eine Epoche eingeordnet werden soll. Er ist selbst eine eigene Epoche! Aber das mit dem Impressionismus stimmt schon: gerade die Dinggedichte passen ganz gut zum Impressionismus.Ansonsten schreibt jede Literaturgeschichte was anderes (was für meine Ansicht spricht), suche dir eine aus und halte dich an die.
Gruß
gliwi
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. KANT
Gast

Beitrag von Gast »

Tja,mir wäre es auch lieber,wenn ich Gedichte einfach mal so genießen dürfte,wie sie sind,anstatt sie immer zu "zerpflücken".
Besonders wenn es Gedichte sind,die mir zuvor gefallen haben.Aber das bleibt mir nun mal leider nicht erspahrt!

Trotzdem erstmal danke für die Antworten!
Wenn noch irgendjemand was einfällt,wäre ich natürlich trotzdem noch sehr dankbar!

Gruß
Chrissy
gliwi
Beiträge: 941
Registriert: 11. Nov 2002, 23:33
Wohnort: Ba-Wü

Beitrag von gliwi »

Naja, "genießen", wenn du nicht gelernt hast, zu analysieren, bleibt doch sehr an der Oberfläche. Zu einer gewissen Bildung gehört schon auch, dass wir "begreifen, was uns ergreift", wie der Literaturwissenschaftler Emil Staiger mal gesagt hat. Dieses Negativwort "zerpflücken" ist eine Erfindung fauler Schüler. Außerdem, Brecht meinte, zerpflücke eine Rose und du wirst finden, dass jedes einzelne Blütenblatt schön ist. Wogegen ich mich wehre, ist, an jede Interpretation gleich eine halbe Literaturgeschichte und eine halbe Psychoanalyse des Autors anzuhängen. Mein Grundsatz ist: erst mal gucken, was da steht. Das Vorwissen kann einen in eine falsche Richtung drängen. "Rilke ist ein so-und-so-Dichter, und bei seinen Gedichten kommt immer das-und- das heraus." Wenn wir das vorher schon wissen, dann brauchen wir es ja gar nicht mehr zu machen.Da gibt es übrigens ein schönes Rilke-Gedicht dazu! "Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort..."
Ich wünsche dir, dass du weiter offen für Gedichte bleibst.
Gruß
gliwi
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. KANT
bina

Beitrag von bina »

hallo
wie ist eure meinug zu rilkes gedicht "das karussell"?
Antoninus Rainer
Beiträge: 7
Registriert: 29. Nov 2005, 11:38

Panther YOU!

Beitrag von Antoninus Rainer »

Warum "Panther " ein Dinggedicht - das möchte ich ja mal erklärt haben! Außerhalb der Sezierkäfige von Germanistik!

Wer den Text liest, kann es für ein Tier-, ach, was ein Menchen-Bruder-Gedicht halten, getragen von des anthropolisch interessierten Poeten Rilke Mitempfinden für den gekäfigten Panther.

Äh, jaja, wow und Pantherbiss: Es ist das bekannteste Tiergedicht der modernen Klassik überhuapt; wenn man einige humoristische Klamotten von R.G. oder H.E. oder Loriot etc. mal ignoriert.

... So schildert Rilkes Gedicht - im September 1903; 80 Jahre, bevor überhaupt grüne, alternative Entwürfe für das Ende der Herrschaft der Käfigbauer und Absperrgittersdirek- und selektoren votierten - nicht nur einen Panther, sondern das gefährdete und gefangene Tier überhaupt und plädiert somit auch für das Aufheben einer Phase in der Geschichte der betonierten und versperrten Zoologischen Gärten, ja, in der Beziehung des Menschen zum Tier. Na,vielleicht, auch der Menschen gegenüber den Menschen. Das war immerhin noch Vorkriegszeit - für dem Weltkrieg 1.!


*
Komisch: ... ein ins " Herz" gehendes Gedicht zum Dinggedicht abzustempeln, weil Rilke-Forscherlein den R.M.R. eben als einen typischen Dinggedicht-Dichter gelexikont haben. Dessen Dichtungsimpuls ..."hört im Herzen (der Textsorten-Nachrichter) auf zu sein".

*
http://www.walterwilke.de/bilder/panther.gif
Naturgeheimnisse nachstammeln; stimmig fassen.
Gast

Beitrag von Gast »

Ich habe eine Interpretation von Wolfgang Leppmann zum "Panther" in ein Forum eingegeben, wo man zu Gedichten oder Prosatexten durchaus nachlesbare Hilfen findet:

http://www.schoolwork.de/forum/beitrag_10793.html#10793


Nachschauen kann man auch hier, vom "Panther":

http://www-user.tu-chemnitz.de/~pco/pco ... nther.html
monablume
Beiträge: 8
Registriert: 28. Apr 2006, 20:21
Wohnort: 84337 Schönau/Niederbayern

Beitrag von monablume »

bei den beiden gedichte ließ sich rilke auch von rodin beeinflussen.

siehe seine briefe 1902 bis 1906 oder rilke-handbuch von manfred engel.
Die Liebe ist eine köstliche Blume, aber man muß den Mut haben, sie am grausigen Rand eines Abgrunds zu pflücken.
Henri Stendhal
http://www.tauschticket.de/cgi-perl/hom ... =monablume
Kathodenstrahl
Beiträge: 2
Registriert: 19. Mär 2010, 13:25

Re: Einflüsse auf "der Panther" und "das Karussel

Beitrag von Kathodenstrahl »

hallo ihr lieben,

das thema ist schon uralt, das ist mir klar. aber meine frage passt hier ganz gut rein, denke ich. und eh ich ein neues thema aufmache...

ich habe für eine hausarbeit die ehrenvolle aufgabe :roll:, das karussell im hinblick auf epochenspezifische merkmale zu interpretieren.

jetzt meine frage: zu welcher epoche gehört das gedicht? ich habe verschiedene sachen gelesen. aber ich bin mir unsicher. ich habe gelesen, dass es zum impressionismus gehört. dann habe ich wiederrum gelesen, dass es zum symbolismus gehört. weiters habe ich gelesen, dass der symbolismus aber "nur" eine strömung ist (gero von wilpert definiert den symbolismus als strömung in seinem "sachwörterbuch der literatur"). worauf soll ich nun eingehen (immer im hinblick darauf, dass der symbolismus offensichtlich eine strömung ist, meine aufgabe es jedoch ist, die EPOCHE zu beachten...)? bin ich auf der sicheren seite, wenn ich mich auf den impressionismus konzentriere?
joni
Beiträge: 26
Registriert: 4. Mär 2009, 22:36
Wohnort: Nähe München

Re: Einflüsse auf "der Panther" und "das Karussel

Beitrag von joni »

Hallo, Du lieber Kathodenstrahl,
Gliwi, der man fast blindlings Glauben schenken darf, was schulische Dinge angeht sowieso, hat ja schon weiter oben vor Jahren gesagt, dass der Impressionismus auch für das Karussell eine recht passable Kiste ist - wenn man schon mal eine solche benutzen muss.
Nimm irgendeinen einfachen Impressonismus-Lexikon-Eintrag (Wiki tuts auch) und dann passt das zum Karrussell immer. Persönlicher Eindruck, Stimmung, Momentaufnahme usw. - das ist wirklich dankbar.
Das müsste jedem halbwegs intelligenten Menschen mit Leichtigkeit von der Hand gehen. Aber aber - das ist ja oll und puppig - und wer will schon olle und puppige Hausaufgaben schreiben, oder?
Das finde ich immer noch heftig, dass jemand von einem sich drehenden Dach und seinem Schatten anfängt! Was ist denn das für ein Gedichtanfang?! Ich glaube nicht, dass es vor Rilke (und nachher wüsste ich auch keinen) jemanden gab, der über sich drehende Schatten schrieb (es sei denn als Suffergebnis). Und unter diesem Dach die Welt der Kindheit. Die auch Schattenseiten hat. Dach als Symbol. Schatten als Symbol. Da strömts wilpernd. Und das zögernd untergehende Land – das kann man gar nicht anders als symbolisch auflösen.
Was nicht in den Lexikon-Einträgen steht, ist, wie man denn mit den ganzen Schächtelchen innerhalb der Impressionismus-Kiste, z.B. das dem lyrischen Ich zugewendete Lächeln auflösen will - da würde ich gerne mal Deinen kathodenstrahlingen Eindruck lesen - denn dein Name ist in diesem Gedicht (wie beim Panther) Programm: Die Kathode erzeugt strahlend in der gegenüberliegenden Anode Leuchterscheinungen, der Augenblick bringt etwas hervor.
Du musst das doch wissen, Strahl!
Besten Gruß
Der Joni
Reinhard
Kathodenstrahl
Beiträge: 2
Registriert: 19. Mär 2010, 13:25

Re: Einflüsse auf "der Panther" und "das Karussel

Beitrag von Kathodenstrahl »

hallo joni,

impressionismus würde tatsächlich passen. aber hast du dir einen lexikon-eintrag zum symbolimus mal durchgelesen? alles, was da drin steht, passt ebenso auf das karussell. ich mach's kurz: ich habe mich für den symbolismus entschieden, nach dem ich gestern noch ein wenig weiter geforscht habe. das karussell gilt als typischer vertreter des symbolismus.

von unserem dozenten haben wir dermaßen enggestrickte vorgaben bekommen, das ist ein einziges unding. auf die interpretation von "dem dach" und "dem schatten", des "verschwenderischen lächelns" oder gar des versmaßes oder des reimschemas kommt es ihm nicht mehr an (das ist ja schulniveau...). wir sollen die sprache des gedichts analysieren, die form und den inhalt und gucken, inwieweit sich der dichter in diesen drei punkten an die jeweilige epoche gehalten hat oder auch nicht...

schön ist anders

ich wünsche einen schönen samstag
joni
Beiträge: 26
Registriert: 4. Mär 2009, 22:36
Wohnort: Nähe München

Re: Einflüsse auf "der Panther" und "das Karussel

Beitrag von joni »

Hallo Kathodenstrahl,
entschuldige, dass ich unterstellt habe, dass du von einer Hausarbeit für die Schule sprichst.
Du wirst in diesem Forum gelesen haben, dass die Kisten, in die man Rilke (und all die anderen steckt), passen und auch nicht. Sympbolismus finde ich beim Karrussell gewagt, aber auch das wird wohl gehen - aber dazu bin ich total der Falsche, um Epochenzugehörigkeiten zu verargumentieren.
Angenommen, der Dozent hätte wirklich gefordert, zu schauen, ob sich Rilke an den Symbolismus "gehalten" hat oder auch nicht, würde ich empfehlen, das Seminar schleunigst zu verlassen. Das ist ja ausgemachter Schwachsinn - als wenn literarische Strömungen etwas wären, deren Elemente man richtig oder falsch anwenden könnte, Dichter sich gar an sowas "halten" könnten, wie eine Reimfibel, die man richtig oder falsch verwendet.
Angenommen, der Dozent hat verlangt zu schauen, welche Stilelemente des Symbolismus sich bei Rilke wiederfinden und wie er damit umgeht, müsstest du dich trotzdem mit der Interpretation der einzelnen Aspekte beschäftigen, Schulinterpretation hin oder her. Wer den Schatten als Sinnbild nicht auflöst, kommt zu gar nichts, zu keinem Verständnis von Rilke und zu keinem Verständnis der Epochenmerkmale. Und ein Sinnbild kann eben nur entstehen, wenn man überhaupt den Sinn erfasst hat. Wieviele Metaebenen der Interpretation man darauf setzt, ist eine sekundäre Frage (sekundär nicht hierarchisch, sondern chronologisch gemeint). Erst mal ist der weiße Elefant ein weißer Elefant. Und dann ein Ding aus dem Kindheitspielarsenal. Und vielleicht ist er dann irgendwann später auch eine Kokain-Erfahrung, ein Archetyp, ein Kindheitstrauma, oder ein Grenzbeobachtung, die über das Ideal der Enthemmung oder den Größenwahn etwas sagt - keine Ahnung.
Und wie ich diese Dozenten verachte, die noch nicht mal eine halbwegs schlüssige Gesamtinterpretation eines Gedichtes hinbringen, aber dann schlaumeiernd über das Bateau ivre schwadronieren, ohne auch nur eine Semmel auf französisch bestellen zu können.
Das hilft dir nicht weiter. Du musst deine Hausarbeit hinbringen, egal ob des Dozenten Vorgabe sinnig oder unsinnig ist. Aber ich glaube wirklich, dass eine Punkt-für-Punkt-Analyse (und da hilft auch Metrik und der ganze formale Kram) wirklich die einzige Möglichkeit ist, um an Rilke und seiner Teilhabe an literarische Strömungen seiner Zeit hinzukommen.
Besten Gruß
Der Joni
Reinhard
Antworten