»Lauschrichtung« bis in die tiefsten Einsamkeiten des eigenen Wesens – oder …

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lilaloufan
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»Lauschrichtung« bis in die tiefsten Einsamkeiten des eigenen Wesens – oder …

Beitrag von lilaloufan »

stilz in Posting #17033 hat geschrieben:

Horchen auch unsere heutigen Dichter mitten im Gelärm des Tages hinein bis in die tiefsten Einsamkeiten des eigenen Wesens, um in ihren Werken das Geistige sichtbar zu machen, das sie auf diese Weise finden – oder haben sie ihre „Lauschrichtung“ geändert und be-dichten lieber das Gelärm des Tages?
Leider kenne ich mich mit unseren heutigen DichterInnen nicht aus und mit Literaturwissenschaft schon gar nicht (ein Hinweis, dessen erste Erwähnung helle hier Chuzpe nennen zu müssen glaubte), aber wenn stilz fortsetzt:
stilz in Posting #17033 hat geschrieben:
Und auch: wieviel davon ist dem „Zeitgeist“ geschuldet, wieviel dem „künstlerischen Temperament“, wieviel der Individualität des jeweiligen Dichters?

:lol:
Es ist mir natürlich bewußt, daß es auf all diese Fragen keine schnellen, eindeutigen Antworten geben kann; und auch, daß hier möglicherweise nicht der rechte Platz für sie ist.

Aber ich entschließe mich dazu, diese Fragen liebzuhaben, wie verschlossene Stuben etc etc ...

[Hervorh. l.]
dann bin ich
  • einerseits in meinem Element und würde gerne daraus ein Thema (nicht: eine schnelle, eindeutige Antwort) formen,
aber andererseits bin ich
  • etwas unsicher, ob diese wie verschlossene Stuben liebgehabten Fragen (auf die mit literaturstatistisch erhobenen Anteilsverhältnissen Antwort zu suchen selbstverständlich weder angemessen noch überhaupt möglich wäre) vielleicht gar nicht eröffnet sein wollen, zumindest nicht von Dir @stilz selbst.
Aus dieser Unsicherheit heraus frage ich lieber erst mal, ob das, über helles reich anregende Antwort hinaus, an diesem Ort interessieren würde.

lilaloufan
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Re: »Lauschrichtung« bis in die tiefsten Einsamkeiten des eigenen Wesens – oder …

Beitrag von stilz »

Lieber lilaloufan,
ich habe mir vorhin den alten thread noch einmal durchgelesen, im Zuge dessen ich damals die Frage nach der "Lauschrichtung" heutiger Dichter gestellt hatte – im Zusammenhang mit Rilkes Vortrag über moderne Lyrik, aus dem ich zitiert hatte, und auch im Zusammenhang mit Deinem Satz von der einerseits »devolutionären« (diesen Begriff kannte ich bis dahin nicht), andererseits »involutiven» Entwicklung des Wortes, vom »Schöpferwort« bis zum »Gebell«.

Ja - es ist mir immer noch eine interessante Frage, wenn ich sie auch heute ein wenig anders formulieren würde, nämlich, angeregt von helle:
helle hat geschrieben: 19. Mär 2016, 20:25 ... finde ich die Alternative »Horchen auch unsere heutigen Dichter mitten im Gelärm des Tages hinein bis in die tiefsten Einsamkeiten des eigenen Wesens, um in ihren Werken das Geistige sichtbar zu machen, das sie auf diese Weise finden – oder haben sie ihre „Lauschrichtung“ geändert und be-dichten lieber das Gelärm des Tages?« gar nicht zwingend, aber dies wäre ein neues Thema.
mit einem Zusatz:

Horchen auch unsere heutigen Dichter »mitten im Gelärm des Tages hinein bis in die tiefsten Einsamkeiten des eigenen Wesens«, um in ihren Werken »das Geistige sichtbar zu machen«, das sie auf diese Weise finden – oder haben sie ihre „Lauschrichtung“ geändert und be-dichten lieber das Gelärm des Tages? – Oder aber: suchen sie Antworten auf ihre (wie auch bei früheren Dichtern von diesem Gelärm des Tages angeregten) Fragen nicht mehr nur allein in ihrem eigenen Wesen?


Aber ich bin halt auch nicht gerade Expertin für moderne Dichtung, ich kenne da bisher nicht viel.

:-) Und ich sehe nicht recht, wie wir ohne profunde Kenntnisse auf diesem Gebiet einer Antwort auf diese Frage näherrücken könnten...
Will heißen:
Wie wollte man versuchen zu beurteilen, worüber und wie moderne Dichter heute dichten, ohne zuallererst eine erkleckliche Anzahl der Werke einiger für die moderne Dichtung halbwegs repräsentativer Dichter genauer betrachtet zu haben?
Und: wäre es überhaupt möglich, in einer derart individualisierten Welt „repräsentative Dichter“ zu nennen?

Herzlich,
stilz
"Wenn wir Gott mehr lieben, als wir den Satan fürchten, ist Gott stärker in unseren Herzen. Fürchten wir aber den Satan mehr, als wir Gott lieben, dann ist der Satan stärker." (Erika Mitterer)
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