ein Gedicht an und für sich

Allgemeine Fragen zu geistigen Interessen

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lilaloufan
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Faust

Beitrag von lilaloufan »

Wer war Goethe? :) :wink: :)
P.S.: Das soll nicht flapsig klingen, sondern ist ernst gemeint: über kaum eine Künstlerpersönlichkeit ist ja kontroverser geurteilt worden, und selbst die Zeitgenossen - ……… Hat Frau Geheimrat Aja Goethe am Nachmittag des 28. August 1749 gewusst, dass sie gerade Goethe zur Welt gebracht hatte?
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
Mathilda
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Beitrag von Mathilda »

Hallo,


wahrscheinlich doch, denn sie wußte ja, wie sie ihr Kind nennen wollte. So viel sollten die Eltern schon wissen :wink: !

Nur geht es bei Tonikas Beitrag nicht viel mehr um Faust und dessen Biographie ?

Mathilda :lol:
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lilaloufan
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Johann Wolfgang

Beitrag von lilaloufan »

Du hast mich nicht verstanden @Mathilda. Wann fing Goethe an, "Goethe" zu sein? In den Windeln? In den ersten Krankheiten? Mit den ersten Werken? Im Aufleuchten seines Lebensmotivs, bei Entwicklung seiner Farbenlehre? Beim Entsagen in Marienbad? Im Tode? Wer war Goethe?

Deinen zweiten Satz dagegen verstehe ich nicht. Sollte ich über eine historische Vorlage (Faustus in Staufen) Biographisches wissen müssen, bevor ich ein Faust-Zitat in den Mund nehme? Wie wäre es dann mit einer Mephisto-Biographie?

Tonika ging es um das, was sie schreibt:
Tonika hat geschrieben:…Ihr hättet gerade keine Möglichkeit, mehr über den Dichter zu erfahren. Könnte das Gedicht für sich stehen? Würdet Ihr es rezitieren (und interpretieren)... ?
Wir gehen oft mit Rilke-Zitaten um. Wer aber war Rilke? Da habe ich die Jugenderscheinung, von der Geburt bis zum Ende des Kali Yuga, dann die Schaffensjahre von 1899 bis zum Auszug aus der Pariser Mietwohnung, dann die Zeit vom Ausbruch des ersten Weltkriegs bis zum Tod in der Romande. Jedesmal ein anderes biographisches Bild – so wie ja auch der Baum vor unserem Fenster in jeder Jahreszeit ein anderes Vegetationsbild zeigt. Wer aber ist der Baum? Was ist das Durchgängige in seiner Erscheinung? Entsprechend: Wer ist der Dichter? Müssen wir das erkundet haben, ich will mal sagen: als karmisches Wesensbild? Müssen wir, wie Tonika sagt: „mehr“ über Rilke erfahren als das, was sein Gedicht selbst spricht und ist?
Ich sage: Nein, längst vorher können wir das Gedicht verinnerlichen, sprechen, verbreiten… -
Ich sage andererseits: Ja, ausgehend von dem Gedicht, das uns etwas sagt, angeht, berührt, an dem wir unser Denken verwandeln vielleicht, werden wir uns irgendwann interessieren für seinen Dichter, und dann werden wir es kaum noch aushalten, nicht „mehr“ über ihn zu erfahren als in den Büchern steht. Wir werden vielleicht um dieser Frage willen aus einem Fenster blicken wollen dort, wo er schrieb, in einem See baden, in dem er sich erfrischte, ein Buch lesen, das er empfahl und so weiter. Aber das bleibt etwas Trocken-Philiströses, wenn wir uns nicht zuvor mit einem Ausdruck seines Geistes – dem Gedicht – vertraut gemacht haben, es uns zu Eigen gemacht haben. Dies erst legitimiert uns zu der Indiskretion, mit der wir in das Leben seines Schöpfers hineinblicken wollen – womöglich um uns angesichts irgendeines in seinen Lebensprüfungen unüberwunden gebliebenen Makels auch über sein Gedicht zu erheben oder dieses zu zerurteilen (kein Tippfehler!).
Bei dem Monolog in Tonikas jüngstem Beitrag geht es freilich um Faust - nein, eigentlich um Tonika. Muss ich von Tonika „mehr" wissen, um mich ihrer „wirklichen" Frage interessevoll zu widmen - auch wenn ich sie nicht beantworten kann? Können wir nicht hier sogar beitragen, dass diese Frage fruchtbar wird selbst dann, wenn auch Tonika in Fausts Situation bleibt?
@Tonika, was meinst du?
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Mathilda
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Beitrag von Mathilda »

Und, wenn Goethe ein patentierter Erfinder oder genialer Malermeister (oder sonst was) geworden wäre, wäre er immer noch Goethe gewesen :wink: ?!

Mathilda :lol:
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lilaloufan
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Re: ein Gedicht an und für sich

Beitrag von lilaloufan »

Tonika hat geschrieben:Könnte das Gedicht für sich stehen ? Würdet Ihr es rezitieren (und interpretieren)... ?
:? lilaloufan
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
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