konvergenz hat geschrieben:… inwieweit rainer maria rilke sozialkritisch war, also bezogen auf absolutismus, die kirche, und allgemein vlt einschränkende oder ungerechte institutionen und in wieweit er diese einstellung in seine gedichte eingebracht hat.
in die treppe der orangerie könnte man kritik am absolutismus erkennen, ich finde es aber nicht wirklich eindeutig. …
Also. Ich hätte ja nie gedacht, dass ich auf das blaue Buch in meinem Regal jemals jemanden hinweisen wollte, aber wenn Du sooo fragst.
Reinhold Grimm (*1931): „Von der Armut und vom Regen. Rilkes Antwort auf die soziale Frage", Athenäum-Verlag Königstein im Taunus [
wo lilaloufan zur Schule gegangen ist], 1981, ISBN 3-7610-8118-9, 101 Seiten, 139 Fußnoten. In meinem Exemplar steht vorne eine handschriftliche Widmung: „
For Donald Prater with kindest regards: R.“ Dass es in Donald Praters Regal nicht mehr steht, spricht Bände. Dass es in meinem steht, ist meinem Interesse geschuldet, nicht meiner Zustimmung. Am 31.07.1981 wurde es in Grimms „eigenem Hause“, in der Z
EIT (Nr. 32/1981) rezensiert, aber die Rezension hab’ ich nicht hier. Klappentext [in geschweiften Klammern die Formulierungen in der Z
EIT]: «Rainer Maria Rilke wird heute wieder beachtet, wieder gelesen. Das ist gut so und zu bejahen. Weniger erfreulich ist die Maßstab- und Kritiklosigkeit der jüngsten Rilke-Rezeption. Von den einen wird der Dichter wie eh und je als Prophet der Innerlichkeit, sogar einer neuen Sensibilität gefeiert, von den anderen — gerade auch in der DDR — zum emanzipatorischen Verkünder einer „
humanistischen Gesellschaftsutopie" ernannt. Doch weder dem feinsinnigen Schwelgen in ästhetizistischer Erbaulichkeit noch der groben ideologischen Vereinnahmung erschließt sich die unleugbare historisch-soziologische Bedeutung dieses Autors; vielmehr ist dazu allein die exakte Analyse des Einzeltextes unter Einbezug des Gesamtwertes imstande. Reinhold Grimm führt {in seinem ebenso fesselnden wie grundlegenden Essay} in seiner Studie, die zugleich ein großer polemischer Essay ist, eine solche Untersuchung vor, indem er die geschichtliche und gesellschaftliche Gebundenheit auch und gerade des scheinbar Geschichts- und Gesellschaftsfernsten in Rilkes Dichtung enthüllt und diese {darüber hinaus} zugleich mit Nietzsche, Benn und Brecht sowie mit zeitgenössischen Schriftstellern von Karl Krolow bis Tankred Dorst und Karin Struck in Beziehung setzt. | Grimms Essay gehört in die Hand nicht nur jedes Germanisten und Deutschlehrers, sondern auch jedes ernsthaft an Rilke und der modernen Literatur interessierten Lesers.»
Hier:
Posting #7395 habe ich dazu mein knappes Urteil kundgetan. Polemischer Essay ja - „groß“: nein.
Deine Frage jedenfalls wird darin grundheraus und ohne jede Differenziertheit verneint.
l.