im Abend-Garten

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Astrid
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im Abend-Garten

Beitrag von Astrid »

Hallo,

wo befindet sich Rilkes Abendgarten ?

Lehnen im Abendgarten beide,
lauschen lange nach irgendwo.
"Du hast Hände wie weiße Seide..."
Und da staunt sie: "Du sagst das so..."

Etwas ist in den Garten getreten.
und das Gitter hat nicht geknarrt,
und die Rosen in allen Beeten
beben vor seiner Gegenwart.
Rainer Maria Rilke

Astrid :lol:
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lilaloufan
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Gedicht

Beitrag von lilaloufan »

Meinst du geographisch (daher: "Kulturräume…") oder bibliographisch (Advent)?
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
Astrid
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Beitrag von Astrid »

Hallo lilaloufan,

Kulturräume meinte ich: gibt es einen realen Garten, auf den sich Rilkes Gedicht bezieht ? Nun macht mich das mit dem "Advent" aber stutzig. Ich wußte nicht, dass es daher stammt . Wie oder wo kann es im Winter - in der Adventszeit - Rosen geben ? Obwohl heißt es nicht auch "Es ist ein Ros entsprungen" ? Was ist dieses "Etwas" ? Was oder wer kann in den Garten eintreten, ohne dass ein Gitter knarrt - es sei denn schwimmend :wink: ?? Zuerst dachte ich, es wäre so etwas wie der Abendfrieden, Ruhe nach dem Tag... ?! Vielleicht ist es , das deutet auf Advent, aber auch die Ankunft des Heilandes ?! Fragen über Fragen... :? !

Astrid :lol:
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lilaloufan
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Advent

Beitrag von lilaloufan »

Der Titel "Advent" wird immer mal wieder befragt: http://rilke.de/phpboard/posting.php?mode=quote&p=6598 zum Beispiel. Ich denke darüber, wir sollten uns hier von kerzenscheinseligen Sentimentalitäten konfessioneller Provenienz (und damit auch von jahreszeitlicher Gebundenheit des Themas) völlig frei halten - dann schließt sich etwas von diesem ADVENIAT: „Es möge zur Erscheinung kommen" auf.
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
gliwi
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Beitrag von gliwi »

Oha, Lilaloufan,
"kerzenscheinselige Sentimentalitäten konfessioneller Provenienz" - das ist ein Wort! Elsässisch würde man sagen " e Mül voll". Bonmot oder Sottise? Ich habe mich solcher in Bezug auf die Reinkarnation enthalten, nachdem ich ein zartbesaitetes Mitglied hier bös verschnupft habe, aber da war ich dir gegenüber wohl zu zaghaft? Man kann nämlich durchaus sagen, dass der Rilkesche "Advent" nichts mit dem Kirchenjahr zu tun hat, ohne solche Breitseiten abzufeuern :wink:
Gruß
gliwi
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. KANT
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lilaloufan
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Beitrag von lilaloufan »

Oha gliwi,

da weckst du ja geradezu Neugier auf alle commentaires déplacés, derer du mich verschont hast in der Annahme, mich mimosenhaften Gemütes vorzufinden.

Ich bedauere sehr, falls meine Worte religiöse Empfindungen und Werte verletzt [und nicht nur die Schranken des auch dem Bloßkonventionellen zugestandenen Takts durchbrochen] haben sollten. Danke, @gliwi, dass du mich darauf aufmerksam machst!

Deinen Formulierungsvorschlag will ich gerne aufgreifen, aber unbedingt präzisieren, nämlich dahingehend: dass Rilkes Advent von der kalendarischen Verortung des Advents im Kirchenjahr ganz unabhängig ist.

Mit dem Advent des Kirchenjahrs „zu tun“ hat Rilkes Advent wohl doch, insofern der Advent des Kirchenjahrs einem Geschehen die Wege bereitet, das, lt. Angelus Silesius, „tausendmal zu Bethlehem“ sich ereignend, dich Mensch doch „ewiglich verloren“ bleiben ließe, würde es nicht „in dir“, Mensch, immer wieder erneuert.

Aber die beiden Varianten zivilisatorischer Advent-Dekadenz, die kommerzielle und die frömmlerisch-süß erbauliche, haben mit diesem inneren Gehalt der initialen christlichen Festeszeit halt wirklich nichts zu tun. Und damit sind wir wieder bei Astrids Frage. Ich wollte andeuten, dass die unter „Advent“ gesammelten Gedichte einen spirituellen Zusammenhang mit dem «Kommenden» haben – einen Zusammenhang, den man sich aber gewiss völlig verstellt, wenn man dabei an „ein Lichtlein brennt … dann steht das Christkind vor der Tür“ und an verschneite Fichtenzweige und Lebkuchenduft denkt.

Jetzt hoffe ich, den Gedanken soweit geklärt zu haben, dass er jede religiöse Überzeugung freilassend berührt, und umgekehrt, dass er von jeder religiösen Perspektive aus – gleich wie wenig überzeugend vielleicht – unmissverständlich fassbar wird.
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
Astrid
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Beitrag von Astrid »

Hallo,

ich komme noch einmal auf meine Frage zurück, die ich vor fast einem Jahr gestellt habe. Monas Garten-Erlebnisse haben mich inspiriert :lol: !

Gibt es für den Abend-Garten in Rilkes Gedicht einen tatsächlichen - geographischen - Ort ?

Astrid :lol:

--<--<-@
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