claras brief an rilke

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tommaso
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claras brief an rilke

Beitrag von tommaso »

Hat jemand vielleicht die Rilke-Chronik von I. Schnack (die Ausgabe von 2009) zur Hand und koennte mir den Auschnitt aus Claras Brief vom 8.2.1906 zukommen lassen, der sich da angeblich auf der S. 238 befindet?

Und eine zweite Bitte: im "R. M. Rilke, Norbert von Hellingrath, Briefe und Dokumente" auf S. 185 befindet sich ein Abschnitt des Briefes vom 4.3.1917 (Rilke an Clara) - koennte mir jemand die beiden Abschnitte als Scanns zukommen lassen oder abschreiben?

Ich waere sehr dankbar, da ich ausserhalb von Deutschland keinen Zugang zu den Buechern habe.

Herzliche Gruesse.
sedna
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Re: claras brief an rilke

Beitrag von sedna »

Willkommen im Forum, tommaso!

Es handelt sich bei dem Brief vom 4.3.1917 auf der von Dir genannten Buchseite überraschenderweise nicht um einen Brief von Rilke an Clara, sondern von Clara Rilke an Marie von Hellingrath.
Daher zunächst meine Bitte, die Daten nochmals abzugleichen und Deine Anfrage zu präzisieren.

Herzlich

sedna
die ein ausbrechendes Lied in die Unsichtbarkeit wirft!
tommaso
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Re: claras brief an rilke

Beitrag von tommaso »

Liebe Sedna, vielen Dank fuer die Antwort!

Informationen ueber die beiden Briefe habe ich aus der Briefkonkordanz:
http://www.rilke.ch//Briefkonkordanz/Konkordanz2014.pdf

Gibt es also auf der S. 185 in dem genannten Buch keinen Brief an Clara vom 4.3.1917?

Es wuerde mich ja auch nicht so sehr wundern, da ich jetzt (wo ich mich genauer mit dem Briefwechsel von Clara befasse) feststellen muss, dass in der Briefkonkordanz recht viele Fehler vorkommen...

Herzlichst.
sedna
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Re: claras brief an rilke

Beitrag von sedna »

Hallo tommaso,

danke für Deine aufschlussreiche Rückmeldung.
tommaso hat geschrieben:Gibt es also auf der S. 185 in dem genannten Buch keinen Brief an Clara vom 4.3.1917?
Leider nein.
Genau genommen wird der dort zitierte Brief von Clara an Marie von Hellingrath in der früheren Fassung der Briefkonkordanz (2011) an der Stelle erwähnt, wo sich 2014 dann die von Dir genannten Angaben finden lassen. Dann gibt es noch Rilkes Brief an Clara vom 4.3.1907 ... Klingt so, als könnte sich da irgendwann einmal ein Übertragungsfehler eingeschlichen haben, bei solchen Datenmengen schnell passiert.

Die Dir bisher entstandene Verwirrung ist zwar bedauerlich, doch vergiss bitte nicht, wie lange an solch einem Schatz zu heben ist -- oder mit den Worten des Erstellers gesprochen:
Ferenc Szász hat geschrieben: Dieses Verzeichnis ist, wie bereits gesagt wurde, nicht abgeschlossen, sondern offen
für Anregungen, für Ergänzungen, für Korrekturen. Die es nutzen, sind gebeten, dazu
beizutragen, es nützlicher zu machen.
Somit fühle Dich gern ermuntert, Deine Spezialfragen, Änderungswünsche, Korrekturen und Nachträge miteinzubringen :)
Die Kontaktadresse des derzeitigen Bearbeiters Peter Oberthür findest Du in der Konkordanz.


Abschließend nun der gewünschte Ausschnitt aus Claras Brief vom 8. Februar 1906 an Rilke, korrekt am angegebenen Ort in der Rilke-Chronik, auf S. 238:

"Sie sagt, daß sie all die fünf Jahre unverheiratet lebt, eigentlich, daß der Mann, neben dem sie lebt, nicht fähig war, aus Nervosität, das geschlechtliche Zusammenkommen auszuüben. Daß sie selbst gar nichts gefühlt und erlebt habe als eine große Enttäuschung, daß er nun seit einiger Zeit weniger nervös sei - daß nun aber für sie natürlich jede Annäherung zwecklos und ohne Sinn sei - also unmöglich."

Herzliche Grüße

sedna
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tommaso
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Re: claras brief an rilke

Beitrag von tommaso »

Liebe Sedna, danke fuer die Hinweise. Im ersten Fall handelt es sich also offensichtlich um ein Fehler (ich will ja die Autoren nicht deswegen angreifen, es ging mir nur darum, dass man die Konkordanz doch mit Vorsicht gebrauchen muss).

Danke auch fuer den Abschnitt von der S. 238. Ich gehe davon aus, dass es sich da um Claras Worte handelt, nicht um eine Zusammenfassung? Und ist es aus dem Kontext bekannt, auf wen sich die Worte beziehen? Wer war die Frau, die all die fuenf Jahre unverheiratet lebt usw.?

Herzliche Gruesse.
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lilaloufan
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Re: claras brief an rilke

Beitrag von lilaloufan »

Du findest den Hinweis auf diese Umstände erst seit 2007; vorher waren sie von der Otto-und-Tille-Modersohn-Forschung diskret gehalten worden.
• Barbara Beuys hat Paula Modersohn-Beckers intimen Bericht an Clara Rilke-Westhoff erwähnt in ihrer Biographie: „Paula Modersohn-Becker oder: Wenn Kunst das Leben ist“ (2007); dort auf Seite 257.
• Und auch Renate Berger, die diesen Brief zum ersten Mal 1982 in der unscheinbaren Fußnote 501 auf Seiten 318 f. ihres Aufsatzes: „Malerinnen auf dem Weg ins 20. Jahrhundert – Kunstgeschichte als Sozialgeschichte“ erwähnt hatte, grub ihn in 2007 wieder aus und berichtete darüber in ihrem Buch: „Paula Modersohn-Becker. Paris – Leben wie im Rausch“ (2007).
[Quelle: Kai Artinger: „Paula Modersohn-Becker – der andere Blick“ (2009)]
Ich vermute, dass Renate Scharffenberg von diesem Brief auch erst 2007 Kenntnis erlangt hat; in meiner Ausgabe der Chronik (1990), die noch vor allem von Ingeborg Schnack († 3. November 1997) als Pionier-Autorin verfasst wurde, ist Clara Rilke-Westhoffs Brief vom 8. Februar 1906 nicht erwähnt.

Es geht in dem Brief übrigens um Paulas eigentliche Gründe für ihren Weggang nach Paris: „Ihre Sehnsucht ist ja nur: nicht verheiratet sein. Das Kind – glaubt sie – muss eine Frau gehabt haben, um eine wirkliche Frau zu sein. Fast scheint das wie eine Theorie, doch scheint sie Aussichten auf ein Kind zu haben, wenn sie will. Aber diese Aussichten können sich ja auch verändern. Und sie hat sich ganz in der Hand, scheint es.“

l.
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
tommaso
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Re: claras brief an rilke

Beitrag von tommaso »

Der Brief bezieht sich also auf Paula Becker... Jetzt ist alles klar.
Vielen Dank, Lila.
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