Zitat gesucht

Persönliche Briefe an Freunde, Geliebte, Bekannte

Moderatoren: Thilo, stilz

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Paolo
Beiträge: 2
Registriert: 20. Sep 2012, 11:44

Zitat gesucht

Beitrag von Paolo »

Hallo,
bitte Hilfe!
In einem Brief an Nanny Wunderly-Volkart, auf Seite 74 des entsprechenden Briefwechsels, steht eine Stelle wo Rilke seine Bewunderung für die Marionette ausdrückt; anfangs spricht er von einem Münchner Marionetten-Theater, dann beschreibt er die Fähigkeit der Marionette, sich der Schwere zu entziehen.
Ich habe eine Übersetzung dieser Stelle, aber bräuchte auch den deutschen Text; wenn jemand das Buch besitzt, hätte er vielleicht Lust, mir die wenigen Sätze abzuschreiben?
Danke!
Paolo
sedna
Beiträge: 368
Registriert: 3. Mai 2010, 14:15
Wohnort: Preußisch Sibirien

Re: Zitat gesucht

Beitrag von sedna »

Willkommen im Forum, Paolo!

Hier nun der deutsche Originaltext der Briefstelle:

"Am Freitag dann (statt Donnerstag) aß ich bei Dr. Vischer und begrüßte am Nachmittag v. d. Mühlls; sie hatten, von ihrer, sehr geglückten, italiänischen Reise so viel zu berichten, daß ich auch noch den ganzen Abend mit ihnen blieb. Wir sahen Pocci's 'Zauber-Geige' im Münchner Marionetten-Theater, es war so recht münchnerig-artistisch, die Marionette hatte fast nichts mehr von ihrem Verhängnis, daher auch nicht mehr alle die Vorzüge ihrer Unbeholfenheit: sie war beholfen geworden, gelenkig, das Schicksal fand keinen Widerstand mehr an ihr, genau wie am Schauspieler; während die echte Marionette, die alte, mit ihren Widerständen, mit ihrem Nichtwollen und Nichtkönnen Fähigkeit und Leistung auszudrücken hat; die Einschränkung ihrer Mittel verwandelt sich in jedem Augenblick in die Summe dessen, was sie gleichwohl imstande ist. Ihr Ausgangspunkt ist das reine Gesetz der Schwerkraft, dem sie sich entzieht, um etwas von jenen Bewegungen nachzuahmen, die durch ein eigenmächtiges Innere bestimmt sind: Dies aber hört auf uns zu erschüttern und zu erstaunen, wenn wir nicht immerfort die Spannung empfinden zwischen eben jener Schwere im Weltall und dem eigenthümlich melancholischen Leichtsinn, der zur Sprache unserer Gebärden geworden ist."

(In: Rainer Maria Rilke. Briefe an Nanny Wunderly-Volkart. Band 1. Frankfurt am Main: Insel Verlag 1977, S. 220-221.)

Herzliche Grüße

sedna
die ein ausbrechendes Lied in die Unsichtbarkeit wirft!
Paolo
Beiträge: 2
Registriert: 20. Sep 2012, 11:44

Re: Zitat gesucht

Beitrag von Paolo »

Mein Gott, so schnell! Herzlich danke!
Viele Grüße
Paolo
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