Jacobsen / Rilke

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Paula
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Jacobsen / Rilke

Beitrag von Paula »

Hallo,

wieweit (und wo) ist eigentlich R.M. Rilke bei seinen Gedichten von den Werken J.P. Jacobsens beeinflusst worden?

Viele Grüße, Paula
:)
Barbara
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Beitrag von Barbara »

Liebe Paula,

R. M. Rilke schreibt dazu einmal an Ellen Key: "Ich habe Jacobsen zuerst 1896/97 in München gelesen; ich war damals sehr unreif und las, mehr ahnungsvoll als schauend, erst Niels Lyhne, später Maria Grubbe. Seither sind diese Bücher , zu denen 1898 noch die "Sechs Novellen" und die Briefe kamen, in allen meinen Entwicklungen wirksam gewesen; und noch heute geht es mir mit ihnen so, dass ich, wo ich gerade stehe, immer, jedesmal, wenn ich weiter will, das Nächste, das Nächsthöhere, die kommende Stufe meines Werdens in ihnen vorgezeichnet und schon geschaffen finde. In diesen Büchern ist vieles von dem, wonach die Besten heute noch suchen, schon gefunden, wenigstens aus einem Leben heraus gefunden. Jacobsen und Rodin, mir sind es die beiden Unerschöpflichen, die Meister. Die, welche machen können, was ich einmal können möchte. Beide haben dieses eindringliche, hingebungsvolle Schauen der Natur, beide die Macht, das Geschaute in tausendmal gesteigerte Wirklichkeit umzubilden. Beide haben Dinge gemacht, Dinge mit lauter sicheren Grenzen und unzähligen Überschneidungen und Profilen: so fühle ich ihre Kunst und ihren Einfluss. -" (R.M. Rilke in einem Brief an Ellen Key am Ostersonnabend, 2. April 1904 aus Rom, (R.M. Rilke/ Ellen Key: Briefwechsel mit Briefen an Clara Rilke-Westhoff, herausgegeben von Theodore Fiedler, Insel Verlag, 1993, S. 70f.)

Liebe Grüße, Barbara :lol:
Barbara
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Beitrag von Barbara »

Hallo,

auch in folgendem späteren Brief von 1924 schreibt Rilke über die Bedeutung J.P. Jacobsens für seine Dichtung:

http://www.rilke.de/phpboard/viewtopic. ... ight=#3243

Liebe Grüße von Barbara :lol:
Danny

Beitrag von Danny »

Hallo,

... wie eine gerade veröffentlichte Studie ergeben hat , sind die Dänen das glücklichste Volk der Welt !

Danny :lol:
Gast

Beitrag von Gast »

Sehr interessant und wo finde ich diese Studie ?

Astrid :lol:
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lilaloufan
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Beitrag von lilaloufan »

5.IV.1903 an Kappus:

«Von allen meinen Büchern sind mir nur wenige unentbehrlich, und zwei sind sogar immer unter meinen Dingen, wo ich auch bin. Sie sind auch hier um mich: die Bibel, und die Bücher des großen dänischen Dichters Jens Peter Jacobsen. Es fällt mir ein, ob Sie seine Werke kennen. (…) Eine Welt wird über Sie kommen, das Glück, der Reichtum, die unbegreifliche Größe einer Welt. Leben Sie eine Weile in diesen Büchern, lernen Sie davon, was Ihnen lernenswert scheint, aber vor allem lieben Sie sie. Diese Liebe wird Ihnen tausend- und tausendmal vergolten werden, und wie Ihr Leben auch werden mag, - sie wird, ich bin dessen gewiss, durch das Gewebe Ihres Werdens gehen als einer von den wichtigsten Fäden unter allen Fäden Ihrer Erfahrungen, Enttäuschungen und Freuden.»

Und 17 Tage später: «Nun wird sich Ihnen ’Niels Lyhne’ auftun, ein Buch der Herrlichkeiten und der Tiefen; je öfter man es liest: es scheint alles darin zu sein von des Lebens allerleisestem Dufte bis zu dem vollen, großen Geschmack seiner schwersten Früchte. Da ist nichts, was nicht verstanden, erfasst, erfahren und in des Erinnerns zitterndem Nachklingen erkannt worden wäre; kein Erleben ist zu gering gewesen, und das kleinste Geschehen entfaltet sich wie ein Schicksal, und das Schicksal selbst ist wie ein wunderbares, weites Gewebe, darin jeder Faden von einer unendlich zärtlichen Hand geführt und neben einen anderen gelegt und von hundert anderen gehalten und getragen wird. Sie werden das große Glück erfahren, dieses Buch zum ersten Male zu lesen, und werden durch seine unzähligen Überraschungen gehen wie in einem neuen Traum. Aber ich kann Ihnen sagen, dass man auch später immer wieder als derselbe Staunende durch diese Bücher geht und dass sie nichts von der wunderbaren Macht verlieren und nichts von der Märchenhaftigkeit aufgeben, mit der sie den Lesenden das erste mal überschütten.

Man wird nur immer genießender an ihnen, immer dankbarer, und irgendwie besser und einfacher im Schauen, tiefer im Glauben an das Leben und im Leben seliger und größer.
»

[Auch Steiner nennt J. P. Jacobsen einen „große(n) Stilkünstler“, «der zugleich ein gründlicher und tiefsinniger Kenner der menschlichen Seele ist und der innere Vorgänge und Abgründe des Gemütes in stimmungsvoller Weise zu schildern vermag.»]
Zuletzt geändert von lilaloufan am 26. Feb 2012, 09:43, insgesamt 1-mal geändert.
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
Paul A.
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Beitrag von Paul A. »

Auch neueste Forschungen haben zum selben Ergebnis geführt, wie bereits vor einem Jahr:

The World Map of Happiness :-)

Die Dänen sind (und bleiben) nun mal das glücklichste Volk der Welt !!!

Paul :lol:
"... Knaben, o werft den Mut/ nicht in die Schnelligkeit,/ nicht in den Flugversuch./ Alles ist ausgeruht:/ Dunkel und Helligkeit,/ Blume und Buch." (R.M. Rilke)
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lilaloufan
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Dänen

Beitrag von lilaloufan »

„Das Leben meint es gut mit Dänen und denen, denen Dänen nahestehen!" [Hugo Hartung (1902-1972) in: "Wir Wunderkinder"]

Aber, hast du auch die Kriterien gesehen, die subjektiv empfundene Lebensqualität, die Lebenserwartung (Gesundheit), das Pro-Kopf-Bruttosozialprodukt (Wohlstand) und der Zugang zu höherer Bildung? Nicht etwa die Lesefreudigkeit, nicht die Quote an hochrangiger Gegenwartsliteratur! Wie wollte man das auch operationalisieren, quantifiziert zu einem Index?

Vielleicht ist die Frage wesentlicher: Welche Menschheit wird einmal die glücklichste aller Zeiten sein? Wieder wird es ganz eine Frage der Perspektive sein: Wie stelle ich mich zu dieser Frage? Was müsste es für ein Lebensgefühl gewesen sein, sich als Zeitgenosse von Bachs Abschlussarbeiten an der Kunst der Fuge zu fühlen? Aber: Sollte 1750 die glücklichste Menschheit gelebt haben? Würde sie die miterlebte Sternstunde der Musikentwicklung überhaupt als solche erkannt haben?

Und noch etwas: Wie kurzlebig ist doch das „Glück": Hast du den Libanon auf Platz 113 gesehen? Im Sommer sind 15 Jugendliche aus einer Beiruter heilpädagogischen Schule nach Süddeutschland geflogen. Nun ist der Flughafen zerbombt, die meisten wissen nicht, ob ihre Eltern noch leben…
gliwi
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Beitrag von gliwi »

Ich habe übrigens die Dänen als maulfaule, mufflige Zeitgenossen empfunden bei meinem einzigen Dänemarkurlaub vor 20 Jahren. Also wenn sie glücklich sind, haben sie das gut versteckt.
:wink: Gruß
gliwi
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. KANT
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lilaloufan
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Es ist wer maulfaul im Staate Dänemark

Beitrag von lilaloufan »

Und du hast es jenen Dänen nach 20 Jahren noch nicht verzeihen können? Aber jetzt, wo du dir mal so richtig hast Luft machen können – wow ich bin perplex, dich auf dieser Bierbank zu finden! -, kannst du doch mal Abstand nehmen, mmh? Glücklichsein (“happiness“ im Original - na ja, mir ist das kein großer Wert, im Vergleich beispielsweise zu „Gedankenfreiheit“ im Schillerschen Sinne; wie auch immer): Glücklichsein kann doch nicht nach nationalen Grenzen unterschieden werden, s. http://ftd.de/forschung/99821.html?mode=commentaries (wiewohl die individuellen Lebenssituationen halt durchaus zu Völkerschicksalen zusammengebündelt sind, siehe das Libanon-Beispiel).

Fahre mal in einer Kasseler Straßenbahn und frage den Fahrer, ob er dir für den Automaten einen Fünf-Euro-Schein wechseln möchte. Und je nachdem, wie er dir antwortet, wirst du dann ihn – oder die Kasseler Straßenbahnfahrer? – oder die Nordhessen?? – die Deutschen??? – die heutige Menschheit???? erlebt haben?

Liebe Christiane, es ist wohl nicht dein Tag. Oder du versteckst gut, wie glücklich du bist.

Nun, ich will ganz ehrlich sein: Mein Dänen-Bild war einmal: Lauter lispelnde Gitte Hænnings. Und wenn ich an unseren einzigen Dänemark-Urlaub (vor 28 Jahren: Djursland) denke: Ganz Dänemark ist voller Marienkäfer! :wink:

Aber immerhin haben sie J. P. Jacobsen hervorgebracht, «die» Dänen… :wink:
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
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