an Katharina Kippenberg

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LisaMerlyn

an Katharina Kippenberg

Beitrag von LisaMerlyn »

Hallo,

suche dringend den Brief vom 27. Oktober 1916 an Katharina Kippenberg ! Bitte, könnt Ihr mir helfen ???

Lisa :lol:
gluffen

Postkarte aus Berlin?

Beitrag von gluffen »

Hey Lisa,

ist schon ein paar Tage her, aber vielleicht suchst Du noch.

Einen Brief von KK an RMR vom 27. Oktober 1916 kann ich nicht finden. Im Briefwechsel RMR/KK (Insel 1954) steht unter dem Datum 25. Okt. 1916 nur eine "Postkarte aus Berlin" mit folgendem Inhalt:

"L[ieber] H[err] R[ilke]! / Bitte geben Sie doch, wenn Sie können, in die Vorlesung von Däubler, am Freitag, ich glaube bei Goltz. / Herzl. Gruß / K. K."

Der Brief davor ist datiert: 13.10.1916
Der danach: Allerseelen, [2.10.] 1916

Woher stammt Deine Angabe?

Gruß

Arne
bodum
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Beitrag von bodum »

Hi,

Rilke besucht die Lesung tatsächlich am 27. Oktober 1916 und berichtet am 2.11.1916 Katharina Kippenberg dazu: "Denken Sie, daß er mir nichts gegeben hat, als noch einmal, nun vom Persönlichen aus, die erschütternde Verschüttung mit der seine Gedichte, je mehr ich davon lese, mich überstürzen, bis ich unter ihnen, wie unter Gerölle, verschwunden bin..."

Gefunden habe ich dieses Zitat in der Rilke Chronik I, S.543. Arne, schaust Du mal in den Briefen nach, ob Du diesen Brief findest, bitte?! Auch mich würde interessieren, wie er vollständig lautet.

bodum :lol:
gluffen

Rilke über Däubler

Beitrag von gluffen »

Hi bodum,

der Allerseelenbrief (2.11.1916) von RMR an KK steht im Briefwechsel auf den Seiten 178-180. Die Däubler-Stelle lautet:

" [...] als Ihre mahnende Karte eintraf (aus Berlin übrigens?) war ich natürlich schon mit einem Platz für Däubler versehen, ja sogar, ach vielem Lesen und Versuchen seiner Bücher, ganz ungeduldig nach ihm, denn ich erwartete mir dringend, zu erfahren, wie Stimme und Gestalt die ungeheuere Anhäufung seiner Produktion zu Klangfiguren ordne, wie eine geistige Gegenwart die Dichtigkeit seiner enormen Gedichtmassen durchscheinend mache -, ich bedurfte einer Hülfe in seinem Werk und da er mir als überhaupt hülfreich beschrieben worden war, so durfte ich annehmen, daß er einen ihm so Vorbereiteten nicht in seinem Werke stecken lassen würde. Aber was ich nun zu konstatieren habe, ist leider das Unerfreulichste. Denken Sie, daß er mir nichts gegeben hat, als noch einmal, nun vom Persönlichen aus, die erschütternde Verschüttung mit der seine Gedichte, je mehr ich davon lese, mich überstürzen, bis ich unter ihnen, wie unter Gerölle, verschwunden bin. Genau die gleiche Pein bereitete mir sein unaufhaltsam hereinbrechendes Lesen, erst Aschenregen, und dann Schutt und schließlich ein Untergegangensein unter einem maßlosen Übergewicht schlackenhafter Wort-Monstren. Ich war nicht imstande, ihm hernach die Hand zu reichen, worauf Else Lasker-Schüler es im Stillen angelegt hatte; denn trotz des äußeren Ernstes und trotz der Macht seines Wesens, empfand ich nur Ratlosigkeit zu ihm und eine fast schmerzhafte Enttäuschung, nach soviel gutgewolltem Versuch, an ihm zu scheitern. Es geschah mir eigentlich zum ersten Mal, daß mir die Erscheinung eines Dichters nur eben als Wiederholung dessen widerfuhr, was mir sein Werk schwer und mühsam gemacht hat; war es mir früher schon vom widerstrebendsten Gewicht, so ist es mir nun erst recht Masse geworden, Berg, Scherbenberg, ein Gebirg zerbrochener und überhäufter Weltstücke, und der Himmel darüber und die Luft sind auch noch aus Stücken und Brocken und riesigen Wortschlacken. Nachhausegekommen, als ich die halbe Nacht im Nordlicht, las die Seiten, die er selbst gelesen hatte und mußte zugeben, daß mir nun alles nur drückender und trüber geworden war. Glauben Sie mir, ich bin traurig über dieses Erlebnis. (Ob sichs noch wende und wandeln kann?)"

Ich würde mal behaupten, das ist Rilke vom Feinsten!

Hoffe, Dir hat's geholfen -

Grüße

Arne
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