Fragebogen-Antworten an Hermann Pongs vom 21. Oktober 1924.

Monographie Worpswede, Monographie Rodin, Briefe über Cézanne, Briefe an einen jungen Dichter, Brief eines jungen Arbeiters, Rezensionen, Aufsätze, Essays

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helle
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Beitrag von helle »

Groningen ist richtig. Dort arbeitete Pongs von 1927-29, er ging dann nach Stuttgart.

Ich finde es auch richtig, wie gliwi, solche Dinge hier nicht auszublenden. Wir haben als Spätere natürlich relativ leicht reden. Man muß vielleicht ein bißchen aufpassen, daß die Antifa-Haltung nicht zu wohlfeil und zu bequem zu beziehen ist. Man kann, gerade in Anbetracht all der Greuel, nicht einfach die Situation vor 1933 mit der nach 1945 gleichsetzen, weder für den einfachen Arbeiter, Bürger und "Volksgenossen", noch für den Wissenschaftlicher oder Künstler, ob er nun Heidegger, Benn, Jünger, Hamsun und wie immer heißt. Ich glaube, daß sich jeder, ob harmloser Mitläufer oder verbrecherischer Täter, am Anfang des NS etwas anderes davon versprochen hat als hinterher rausgekommen ist, sonst müßte man wohl endgültig alle Hoffnung fahren lassen. Ich will damit nicht sagen, daß man 1932/33 noch gar nicht sehen konnte, wohin der Zug ging. Aber daß auch ein jeder von uns die Lage damals erkannt und sich richtig verhalten hätte, ist wohl auch ein frommer Wunsch. Mich persönlich jedenfalls macht meine jugendliche, gleich ziemlich hochmütige Begeisterung für den Marxismus da eher skeptisch.

Gruß h.
gliwi
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Beitrag von gliwi »

hallo helle,
das habe ich ja nie behauptet, dass ich, hätte ich damals gelebt, es besser gewusst hätte als viele andere. Im Gegenteil, ich glaube, für das Germanische, Sonnwendfeuer und solcher Hokuspokus, wäre ich als junger Mensch sicher anfällig gewesen. Ich habe auch, im Gegensatz zu vielen anderen, Grass weder sein spätes Bekenntnis noch seine SS-Mitgliedschaft als 17jähriger verübelt. Aber ausgegangen waren wir ja davon, dass zu einer Biographie eben auch gehört, die Haltung in der NS-Zeit zu benennen. (A propos: auch ich habe anfänglich die chinesische Kulturrevolution mit einem gewissen Verständnis betrachtet.)
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. KANT
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