Kaffee
Kaffee
Guten Tag,
ich bin im Auftrag meiner Eltern auf der Suche nach einem Gedicht Rilkes, das sich in irgendeiner Weise mit Kaffee auseinandersetzt. Gebraucht wird es für eine Speisekarte, da ja aus der Bremer Westhoff-Kaffeedynastie, deren Produkte wir verwenden, bekanntermaßen auch Rilkes Ehefrau entsprang...
Ich bin dankbar für jeden Hinweis.
Mit freundlichen Grüßen,
lacrima
ich bin im Auftrag meiner Eltern auf der Suche nach einem Gedicht Rilkes, das sich in irgendeiner Weise mit Kaffee auseinandersetzt. Gebraucht wird es für eine Speisekarte, da ja aus der Bremer Westhoff-Kaffeedynastie, deren Produkte wir verwenden, bekanntermaßen auch Rilkes Ehefrau entsprang...
Ich bin dankbar für jeden Hinweis.
Mit freundlichen Grüßen,
lacrima
Weißt du's noch nicht? Wirf aus den Armen die Leere
zu den Räumen hinzu, die wir atmen; vielleicht daß die Vögel
die erweiterte Luft fühlen mit innigerm Flug.
zu den Räumen hinzu, die wir atmen; vielleicht daß die Vögel
die erweiterte Luft fühlen mit innigerm Flug.
Hallo,
ich denke, die Kaffee-Firma ist schon ziemlich lang im Besitz einer anderen Familie. In Biografien ist der genealogische Bezug von Clara Westhoff meist kaum erwähnt. Wie sieht er wirklich aus. Wer war mit wem verwandt?
Für Infos bin ich dankbar, doch werde ich deshalb meine Kaffee-Marke wohl nicht wechseln müssen?
Bo
ich denke, die Kaffee-Firma ist schon ziemlich lang im Besitz einer anderen Familie. In Biografien ist der genealogische Bezug von Clara Westhoff meist kaum erwähnt. Wie sieht er wirklich aus. Wer war mit wem verwandt?
Für Infos bin ich dankbar, doch werde ich deshalb meine Kaffee-Marke wohl nicht wechseln müssen?
Bo
Hallo,
die Firma Westhoff ist tatsächlich 1911 in den Besitz einer anderen Familie (Ültzen) übergegangen, also definitiv nach der Geburt Clara Westhoffs. Dass sie aus der Kaffeedynastie stammte, meinte zum einen der Kaffeevertreter (und die scheinen ziemlichen Wert auf Unternehmensgeschichte und -tradition zu legen...), außerdem habe ich irgendwo das Script eines gut recherchierten Radiofeatures über sie gefunden, das vom Kaffeekontor ihres Vaters spricht. Und eigentlich ists ja auch so wahrscheinlich, allzu häufig dürfte der Name Westhoff nicht vorgekommen sein, und außerdem ist Bremen sowohl der Geburtsort Clara Westhoffs als auch der Standort der Kaffeefirma...
Das ist bisher alles, was ich dazu weiß...
Mit freundlichen Grüßen,
lacrima
die Firma Westhoff ist tatsächlich 1911 in den Besitz einer anderen Familie (Ültzen) übergegangen, also definitiv nach der Geburt Clara Westhoffs. Dass sie aus der Kaffeedynastie stammte, meinte zum einen der Kaffeevertreter (und die scheinen ziemlichen Wert auf Unternehmensgeschichte und -tradition zu legen...), außerdem habe ich irgendwo das Script eines gut recherchierten Radiofeatures über sie gefunden, das vom Kaffeekontor ihres Vaters spricht. Und eigentlich ists ja auch so wahrscheinlich, allzu häufig dürfte der Name Westhoff nicht vorgekommen sein, und außerdem ist Bremen sowohl der Geburtsort Clara Westhoffs als auch der Standort der Kaffeefirma...
Das ist bisher alles, was ich dazu weiß...
Mit freundlichen Grüßen,
lacrima
Weißt du's noch nicht? Wirf aus den Armen die Leere
zu den Räumen hinzu, die wir atmen; vielleicht daß die Vögel
die erweiterte Luft fühlen mit innigerm Flug.
zu den Räumen hinzu, die wir atmen; vielleicht daß die Vögel
die erweiterte Luft fühlen mit innigerm Flug.
War das jetzt ironisch gemeint oder nicht?
Ich wiederhole an der Stelle noch einmal die Ausgangsfrage: Kennt jemand Gedichte Rilkes, in denen der Kaffee eine Rolle spielt? Oder andere ähnliche kulinarische Genüsse?
Mit freundlichem Gruß,
lacrima.
Ich wiederhole an der Stelle noch einmal die Ausgangsfrage: Kennt jemand Gedichte Rilkes, in denen der Kaffee eine Rolle spielt? Oder andere ähnliche kulinarische Genüsse?
Mit freundlichem Gruß,
lacrima.
Weißt du's noch nicht? Wirf aus den Armen die Leere
zu den Räumen hinzu, die wir atmen; vielleicht daß die Vögel
die erweiterte Luft fühlen mit innigerm Flug.
zu den Räumen hinzu, die wir atmen; vielleicht daß die Vögel
die erweiterte Luft fühlen mit innigerm Flug.
Achtung: Ironiewarnung!War das jetzt ironisch gemeint oder nicht?
Nee, aber jetzt mal ehrlich:
Der Westhoff-Kaffee schmeckte mir nicht!
Gestern selber ausprobiert im Rilke-Cafe in Fischerhude.
(Kuchen war allerdings OK)
Zuletzt geändert von Volker am 6. Jun 2007, 01:03, insgesamt 1-mal geändert.
Ich hab' auch Verstand.©
gez. Volker™
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- lilaloufan
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Kaffee
In der Schaffenskrise, 1914 im Februar schreibt RMR an Magda von Hattingberg: «Da ich das denke: den „mit Liebe bereiteten“ berühmten Kaffee Balzacs - , ach wo sind die Zeiten, da ich meinen Thee „mit Liebe“ aufgoss, mit alledem Wissen um seine Art… fast mit einer halb feierlichen Rührung über dieses Eingeweihtsein in das Geheimnis seiner Trankwerdung -: wo sind die Zeiten?»
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
Hallo lilaloufan,
genau diese Frage schwebte mir auch vor. Bei Rilkes gesunder Lebensart - war er da nicht vielmehr Tee-Trinker / -Genießer ? Vielleicht finden wir ja ein Tee-Gedicht von ihm, egal ob schwarzer, grüner, weisser oder hagebutten !?
Paul
genau diese Frage schwebte mir auch vor. Bei Rilkes gesunder Lebensart - war er da nicht vielmehr Tee-Trinker / -Genießer ? Vielleicht finden wir ja ein Tee-Gedicht von ihm, egal ob schwarzer, grüner, weisser oder hagebutten !?
Paul
"... Knaben, o werft den Mut/ nicht in die Schnelligkeit,/ nicht in den Flugversuch./ Alles ist ausgeruht:/ Dunkel und Helligkeit,/ Blume und Buch." (R.M. Rilke)
- lilaloufan
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Teedampf
http://www.rilke.de/phpboard/viewtopic.php?p=4627#4627.
Und im "Requiem" lese ich vom "bittersüßen Tee (…), der vielleicht gesund macht." Ein Kindheits-Erinnerungsbild, denke ich.
Und im "Requiem" lese ich vom "bittersüßen Tee (…), der vielleicht gesund macht." Ein Kindheits-Erinnerungsbild, denke ich.
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
Hallo,
doch noch etwas zum Kaffee :
- am 2.6.1921 schreibt Rilke an Nanny Wunderly-Volkart "nachmitags, beim schwarzen Kaffee", am 7.12.21 erwähnt er eine "Kaffeemütze", am 16.12.1922 erhält er eine Kaffee-Maschine, ein Modell, das er schon in seiner Münchner Zeit hatte:
"Gestern hat sie ihr début geliefert, mit Grazie, je vous assure. Frieda (die Haushälterin) ist ebenso verblüfft über das rücksaugende Benehmen, wie es Rosa seinerzeit gewesen war, und ich muß gestehen, ich selbst habe Mühe, nicht mit offenem Munde dabei zu stehen. C'est le miracle qui ne s' épuise point, et quant au Caffée qui en résulte, il est hors concours. (haben Sie denn selber auch den Versuch gemacht?)"
am 9.1.1023: Chère, die Kaffee-Maschine: welche prima-donna! Sie tritt täglich auf und wird täglich bewundert. Sie werden den Kaffee kennen lernen, den sie 'spielt'!! Un événement, je vous assure ...
auch:
"Chère: ich bin nicht bei der Sache: die 'prima-donna' herrlich sang sie neben mir, da, eben, vor dem Worte 'Anschaffung' platzte ihr die Kehle! Hélas, welcher Schmerz. Ganz Muzot ist in Trauer versetzt. Es geschah, weil der Deckel des Kochers (die Unterseite des Wasserkessels ist etwas rauh - meiner war aus Metall - was den Deckel manchmal aufhält) nur: er fiel nicht zu, trotzdem alles Wasser schon drüben war -, sonst sehen wir immer zu, merkens und reden dem Deckelchen liebreich zu, daß es doch fiele..., es fiel also nicht, die Luft erhitzte sich im Innern des Porzellan-Kessels und zerschlug ihn mit einem Schuß, an der Stelle, wo der Hahn eingesetzt ist, der fuhr wie der Teufel weit in die Stube. Voilà! (Ob man Bestandtheile einzeln, also den Wasserkessel ersetzt bekommen kann?)"
.... Die Sache geht noch eine Weile so fort, bis er tatsächlich einen Ersatz bekommt.
"Aber herrlich, daß es den Ersatz giebt. (Muzot war wirklich wie verwaist, ohne diese Kaffee-Athmosphäre)."
25.1.1923:
"Die Cafetière, diesmal die richtige, hat nun schon zwei Tage wieder 'Dienst' gethan, das ist gar nicht zu sagen, welche andere Leistung das ergiebt, wenn sie den Kaffee hervorbringt, aber, ne vous effrayez pas, ich lasse ihn durchgehen, wenn ich nach Tisch noch schreiben muß, solang ich schreibe, so ist er bisweilen fünf-, bisweilen siebenmal unterwegs, imaginez, das giebt etwas, schwarz und heiß, wie eine Todsünde. - "
am 6.2.1923:
"Ich kann nur ganz wenig essen vorderhand; aber ich habe den Morgen-Kaffee durch zwei Tassen 'Ovomaltine' ersetzt, das nährt und wärmt und genügt als Einziges für einen ganzen Tag. Vous connaissez cela?"
Ja, man kann Rilke auch so lesen.
Viel Vergnügen dabei!
Bo
doch noch etwas zum Kaffee :
- am 2.6.1921 schreibt Rilke an Nanny Wunderly-Volkart "nachmitags, beim schwarzen Kaffee", am 7.12.21 erwähnt er eine "Kaffeemütze", am 16.12.1922 erhält er eine Kaffee-Maschine, ein Modell, das er schon in seiner Münchner Zeit hatte:
"Gestern hat sie ihr début geliefert, mit Grazie, je vous assure. Frieda (die Haushälterin) ist ebenso verblüfft über das rücksaugende Benehmen, wie es Rosa seinerzeit gewesen war, und ich muß gestehen, ich selbst habe Mühe, nicht mit offenem Munde dabei zu stehen. C'est le miracle qui ne s' épuise point, et quant au Caffée qui en résulte, il est hors concours. (haben Sie denn selber auch den Versuch gemacht?)"
am 9.1.1023: Chère, die Kaffee-Maschine: welche prima-donna! Sie tritt täglich auf und wird täglich bewundert. Sie werden den Kaffee kennen lernen, den sie 'spielt'!! Un événement, je vous assure ...
auch:
"Chère: ich bin nicht bei der Sache: die 'prima-donna' herrlich sang sie neben mir, da, eben, vor dem Worte 'Anschaffung' platzte ihr die Kehle! Hélas, welcher Schmerz. Ganz Muzot ist in Trauer versetzt. Es geschah, weil der Deckel des Kochers (die Unterseite des Wasserkessels ist etwas rauh - meiner war aus Metall - was den Deckel manchmal aufhält) nur: er fiel nicht zu, trotzdem alles Wasser schon drüben war -, sonst sehen wir immer zu, merkens und reden dem Deckelchen liebreich zu, daß es doch fiele..., es fiel also nicht, die Luft erhitzte sich im Innern des Porzellan-Kessels und zerschlug ihn mit einem Schuß, an der Stelle, wo der Hahn eingesetzt ist, der fuhr wie der Teufel weit in die Stube. Voilà! (Ob man Bestandtheile einzeln, also den Wasserkessel ersetzt bekommen kann?)"
.... Die Sache geht noch eine Weile so fort, bis er tatsächlich einen Ersatz bekommt.
"Aber herrlich, daß es den Ersatz giebt. (Muzot war wirklich wie verwaist, ohne diese Kaffee-Athmosphäre)."
25.1.1923:
"Die Cafetière, diesmal die richtige, hat nun schon zwei Tage wieder 'Dienst' gethan, das ist gar nicht zu sagen, welche andere Leistung das ergiebt, wenn sie den Kaffee hervorbringt, aber, ne vous effrayez pas, ich lasse ihn durchgehen, wenn ich nach Tisch noch schreiben muß, solang ich schreibe, so ist er bisweilen fünf-, bisweilen siebenmal unterwegs, imaginez, das giebt etwas, schwarz und heiß, wie eine Todsünde. - "
am 6.2.1923:
"Ich kann nur ganz wenig essen vorderhand; aber ich habe den Morgen-Kaffee durch zwei Tassen 'Ovomaltine' ersetzt, das nährt und wärmt und genügt als Einziges für einen ganzen Tag. Vous connaissez cela?"
Ja, man kann Rilke auch so lesen.
Viel Vergnügen dabei!
Bo
Begegnung oder: Gespräch beim Tee
"Was für ein Zufall; ich bin froh,
dich wieder mal zu sehn."
""Zu sehen?""
"Ja, es trifft sich so,
Man suchte dich schon." -""Wen?""
"Nun komm, erzähl mir was du treibst;
warst du auf Reisen ? oder schreibst
du gar einen Roman?
Du bist zerstreut. Man meint es fast.
Und wie du dich verändert hast,
seit wir zuletzt uns sahn.
Weißt du noch, im Theater?" - ""Nein.""
"Ich weiß noch ganz genau.
Du plaudertest von Rubinstein
mit mir und meiner Frau.
Sie wird sich freuen dich zu sehn,
du kommst doch heut zum Tee?"
""Bei euch ist also nichts geschehn?""
"Was soll geschehn sein, geh.
Du bist ein trefflicher Prophet,
machst einem wahrhaft bang.
Gottlob, in unsern Kreisen geht
Alles den alten Gang...
Wir sind gesund, - aber wohin ?..
Darf ich mit dir gehn?" - ""Nein.""
"Was hat denn das für einen Sinn?
Laß doch die Spielerein.."
""Du bist?"" - "Mein Gott, wie du, ich bin Schriftsteller."
""Ich bin Wanderer.""
"Und nennst dich?"
""Das war einst.""
"Wer bist du denn?"
""Ein Anderer als Jeder, den du meinst.-""
RMR, Berlin-Schmargendorf, Frühjahr 1900
"Was für ein Zufall; ich bin froh,
dich wieder mal zu sehn."
""Zu sehen?""
"Ja, es trifft sich so,
Man suchte dich schon." -""Wen?""
"Nun komm, erzähl mir was du treibst;
warst du auf Reisen ? oder schreibst
du gar einen Roman?
Du bist zerstreut. Man meint es fast.
Und wie du dich verändert hast,
seit wir zuletzt uns sahn.
Weißt du noch, im Theater?" - ""Nein.""
"Ich weiß noch ganz genau.
Du plaudertest von Rubinstein
mit mir und meiner Frau.
Sie wird sich freuen dich zu sehn,
du kommst doch heut zum Tee?"
""Bei euch ist also nichts geschehn?""
"Was soll geschehn sein, geh.
Du bist ein trefflicher Prophet,
machst einem wahrhaft bang.
Gottlob, in unsern Kreisen geht
Alles den alten Gang...
Wir sind gesund, - aber wohin ?..
Darf ich mit dir gehn?" - ""Nein.""
"Was hat denn das für einen Sinn?
Laß doch die Spielerein.."
""Du bist?"" - "Mein Gott, wie du, ich bin Schriftsteller."
""Ich bin Wanderer.""
"Und nennst dich?"
""Das war einst.""
"Wer bist du denn?"
""Ein Anderer als Jeder, den du meinst.-""
RMR, Berlin-Schmargendorf, Frühjahr 1900