... wie Bienen...

Rilke-Texte gesucht und gefunden

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Anna B.
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... wie Bienen...

Beitrag von Anna B. »

Hi,


auch mal wieder da , aufgetaucht hinter riesigen Bücherbergen :wink: mit einer Frage fürs Forum. Möchte gerne wissen, woher dieses Zitat stammt, zumal ich mir gerade auch wie eine Biene vorkomme, die von Blüte zu Blüte fliegt und immer wieder neue Leckerbissen entdeckt 8) :

"Wir sind die Bienen im Unsichtbaren... Und diese Tätigkeit wird eigentümlich gestützt und gedrängt durch das immer raschere Hinschwinden von so vielem Sichtbaren, das nicht mehr ersetzt werden wird."

Ist zwar auch ziemlich viel Unkraut zwischen,aber das beachte ich gar nicht mehr ...

Anna Blume :lol:
"anna blume... man kann dich auch von hinten lesen... du bist von hinten wie von vorne: "a-n-n-a." (kurt schwitters)
Paul A.
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Beitrag von Paul A. »

Hallo Anna,

schön Dich mal wieder zu treffen hier im Forum ! Welcome !

Verrat mir doch mal, wie eine Blume zur Biene wird :wink: !

Zu Deiner Frage. Ich habe dazu folgendes Zitat gefunden:

"...Wie die Bienen den Honig zusammentragen, so holen wir das Süßeste aus allem und bauen Ihn. Mit dem Geringen sogar, mit dem Unscheinbaren (wenn es nur aus Liebe geschieht) fangen wir an, mit der Arbeit und mit dem Ruhen hernach, mit einem Schweigen oder mit einer kleinen einsamen Freude, mit allem, was wir allein, ohne Teilnehmer und Anhänger tun, beginnen wir Ihn, den wir nicht erleben werden, so wenig unsere Vorfahren uns erleben konnten. Und doch sind sie, diese lange Vergangenen, in uns... " (aus einem Kappus Brief vom 23.12.1903)

Das von Dir gesuchte Zitat stammt bestimmt auch aus einem Rilke-Brief. Am besten ist es wohl, Du liest alles "Quer durch" . Vielleicht kann auch jemand anders hier aus dem Forum weiterhelfen ?!


Viele Grüße vom Paul :lol:
"... Knaben, o werft den Mut/ nicht in die Schnelligkeit,/ nicht in den Flugversuch./ Alles ist ausgeruht:/ Dunkel und Helligkeit,/ Blume und Buch." (R.M. Rilke)
Dariusz
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Beitrag von Dariusz »

Hallo Anna, hallo Paul,

einige Ideen hat Rilke sein ganzes Leben lang entwickelt. Die von Paul zitierte Textstelle stammt aus dem Jahr 1903, das gesuchte Zitat über "die Bienen des Unsichtbaren" – aus einem Brief Rilkes an seinen polnischen Übersetzer Witold Hulewicz (Briefstempel: Sierre, 13 XI 1925), in dem die Ideen der Duineser Elegien besprochen werden:
  • Wir sind die Bienen des Unsichtbaren. Nous butinons éperdument le miel du visible, pour l'accumuler dans la grande ruche d'or de l'Invisible [Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen].
Ein richtiger Leckerbissen kommt dann einige Zeilen weiter:
  • Und diese Tätigkeit wird eigentümlich gestützt und gedrängt durch das immer raschere Hinschwinden von so vielem Sichtbaren, das nicht mehr ersetzt werden wird. Noch für unsere Großeltern war ein »Haus«, ein »Brunnen«, ein ihnen vertrauter Turm, ja ihr eigenes Kleid, ihr Mantel: unendlich mehr, unendlich vertraulicher; fast jedes Ding ein Gefäß, in dem sie Menschliches vorfanden und Menschliches hinzusparten. Nun drängen, von Amerika her, leere gleichgültige Dinge herüber, Schein-Dinge, Lebens-Attrappen…
Viele Grüsse aus Krakau von
Dariusz
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lilaloufan
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Re: »la grande ruche d'or«

Beitrag von lilaloufan »

Ihr Lieben, mir ist, als habe ich einmal irgendwo [womöglich hier im Forum???] gelesen, dieser in Französisch geschriebene Satz sei Zitat (Mallarmé vielleicht?). Oder hab' ich das vor Jahren einmal nur vermutet, und die ohne forschendes Bemüh'n verfloss'ne Zeit lässt daraus etwas einer Erinnerung Gleichendes werden?

Grüße, Christoph
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
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lilaloufan
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Re: » dans la grande ruche d'or de l’invisible «

Beitrag von lilaloufan »

Die Frage würd’ ich gerne mal aufwärmen: Mallarmé vielleicht? Die Metaphorik wirkt auf mich rilkeësk, aber der Sprachduktus dieses Satzes scheint mir älter zu sein.

lilaloufan
»Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein, um ihn im großen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen.«
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